《Vera - Ein Abentuer ins Ungewisse [German]》Kapitel 80: zäher Gegner

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Ich nehme fieberhaft das Innere unserer Kutsche unter die Lupe. Was die Ausstattung angeht, ist das Gefährt zweckmäßig eingerichtet. Jeweils eine mit Fellen gepolsterte Holzbank säumt die Seiten der Konstruktion. Wenn man wenig Wert auf Privatsphäre legt, können insgesamt acht Leute Platz nehmen. Unter den Bänken befinden sich mehrere Truhen für zusätzlichen Stauraum. Etwas Hilfreiches für unsere gegenwärtige Situation werde ich darin aber leider nicht finden. Auch sind die Kisten viel zu klein, als dass man sich selbst darin verstecken könnte. Der Fußboden bietet zwar genug Platz für zwei erwachsene Personen aber viel Bewegungsspielraum bleibt nicht. Keine gute Voraussetzung, wenn man versucht, spitzen Waffen auszuweichen.

Aus den Augenwinkeln nehme ich den nächsten fliegenden Dolch wahr, welcher gemütlich über die Fahrerbank segelt. Was ich allerdings nicht realisiere ist, dass sich während des Frontalangriffs zwei weitere Projektile durch die Plane bohren. Das kalte Eisen dringt seitlich in meine Bauchgegend ein.

55 Schaden erlitten

Blutung erlitten: 1 Schaden/min

Ich beiße die Zähne zusammen. Der erste Instinkt ist, das Metall sofort aus meinem Körper zu entfernen. Mittlerweile weiß ich es aber besser. Die Waffe zu entfernen würde meinen Blutverlust erheblich beschleunigen. Somit bleibt mir im Moment nichts anderes übrig, als mit den Schmerzen zurechtzukommen.

Erst jetzt bemerke ich, dass der Kutscher ebenfalls etwas abbekommen hat. Der Dolch in seinem linken Oberschenkel ist kaum zu übersehen. Scheisse verdammt!

Wir müssen hier raus!

Es ist riskant, die Kutsche zu verlassen, aber hier drin eingesperrt erwartet uns nur der sichere Tod.

Ich stimme mich mit dem Kutscher ab und gemeinsam drängen wir durch das hintere Ende der Plane. Der grummlige und eher schweigsame Mann stöhnt bei der ersten Belastung seines verletzten Beines sofort auf und stürzt zu Boden. Auch wenn ich ihm gerne helfen würde, gilt meine volle Aufmerksamkeit der wenige Meter von uns entfernten Person.

???

Die einfache Kleidung des Mannes erinnert mich an einen typischen Holzfäller. Allerdings tragen diese für gewöhnlich keine sichtbare Rüstung unter ihrem Baumwollhemd. Spätestens das gezogene Schwert, sowie sein breites Grinsen verraten, dass seine wahre Berufung eine völlig andere ist.

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In so einer Situation ist für Worte kein Platz. Sowohl er als auch ich wissen, was hier auf dem Spiel steht. Unnatürlich schnell schließt der Mann die Distanz zwischen uns plötzlich und setzt zu einem horizontalen Hieb an. Im nächsten Moment reißt ihn mein Zapfenschlitterschuss von den Füßen.

Ich mag zwar vielleicht nicht viel gegen einen Fernkämpfer ausrichten können, aber gegen einen Nahkämpfer der auf mich zusprintet sieht die Sache anders aus. Was einen Menschen auf meinem Level zweifelsohne getötet hätte, führt bei dem Schwertkämpfer jedoch eher zu vielen kleinen Fleischwunden. Den ersten Schock hat der Mann recht schnell überwunden und rappelt sich auf. Allerdings blieb mir mehr als genug Zeit, um die nächste Salve an explodierenden Tannenzapfen vorzubereiten.

Das Shrapnel reißt fingerdicke Löcher in die Körper des Schwertkämpfers. Das dumpfe, nasse Geräusch von berstenden Muskeln hallt für den Bruchteil einer Sekunde durch die Umgebung. Im nächsten Moment liegt der nun stark blutende Mann erneut auf dem Boden. Grund, mich über den regungslosen Körper zu freuen, habe ich aber nicht.

8 Schaden erlitten

Blutung erlitten: 2 Schaden/min

Ich hatte fast vergessen, wie widerlich es sich anfühlt, im verletzten Zustand zu zaubern. Leicht zitternd lehne ich mich gegen den nächsten Baum und sinke langsam zu Boden. Ich kann spüren, wie die Wärme langsam meinen Körper verlässt. Mein Blick fällt auf unseren Kutscher, der ebenfalls ein wenig bleich um die Nase wirkt. In solch einem Zustand sind wir leichte Beute für den unbekannten Dolchwerfer. Das sich kurz darauf erneut der Schwertkämpfer rührt, erhöht unsere Überlebenschancen nicht wirklich.

Wie zur Hölle kann der Typ noch am Leben sein? Es dauert keine fünf Sekunden bis ich die Antwort darauf gar nicht mehr wissen möchte.

Ein völlig zersprengter Arm stützt sich auf dem Grün ab. Wie in Zeitlupe sehe ich dazu zu, wie der geschundene Körper sich schrittweise aufrichtet. Die Kleidung des Abenteurers ist getränkt in seinem Blut. Das Gesicht ist so entstellt, dass man die menschlichen Züge kaum noch erkennen kann. Eines der Projektile hat sich glatt durch sein rechtes Auge gebohrt und die Überreste tropfen langsam nach unten. Auch vom Kiefer ist nur noch ein löchriges Gebilde übrig geblieben. Solche Wunden sollten für jedes Lebewesen das Ende bedeuten und doch beweist mir die Realität gerade das Gegenteil. Sicherlich ist irgendeine Fertigkeit oder ein Privileg der Grund für diese Monstrosität, doch das wird die mir mit Sicherheit drohenden Alpträume nicht besser machen.

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In aller Seelenruhe bereitet sich das Wesen darauf vor, seine Waffe nach mir zu werfen. Das kann ja jetzt wohl kaum dein beschissener Ernst sein! Wohlwissend, was mir gleich blüht, werfe ich mich mit vollem Einsatz zur Seite.

14 Schaden erlitten

Blutung erlitten: 4 Schaden/min

Obwohl mich das Schwert verfehlt, schreie ich vor Schmerzen auf. Wessen Idee war es eigentlich nochmal, sich an einer Rang 3 Missionen zu versuchen? Meine weiteren Gedankengänge werden aber prompt durch eine neue Meldung unterbrochen.

Mensch (III) Level 22 getötet, 11.093 Erfahrung erhalten, 1.215 Sil erhalten

Ich ignoriere die Nachrichten bezüglich mehrerer Levelaufstiege vorübergehend. Die Wunde in meiner Bauchgegend hat sich weiter geöffnet und wenn ich nicht bald etwas tue, wird es zu spät sein. Während ich meine Hose in Fetzen reisse, erschüttern mehrere Explosionen die Umgebung.

Der Kutscher hat es inzwischen zu meiner Position geschafft und lehnt nun neben mir. Während er Ausschau nach unserem Freund, dem Dolchwerfer, Ausschau hält, entferne ich schließlich das Metall aus meinem Körper.

Augenblicklich verringern sich meine Lebenspunkte um weitere acht. Schnell versuche ich die Wunde mit meinem provisorischen Verband zu schließen. Der Stoff brennt auf der offenen Haut wie Feuer, doch ich beiße mich durch. Nachdem meine eigenen Zähler schließlich bei vierunddreißig stehen bleiben, gilt es dem Kutscher zu helfen.

“Verzeihung die Herren, aber das Empfangskomitee erwies sich als schwierig, dingfest zu machen.” Von der einen auf der anderen Sekunde steht plötzlich Herr Pilkowski neben uns. Obwohl ich den dafür verantwortlichen Zauber jetzt schon mehrere Male bestaunen durfte, habe ich keine Ahnung, wie sie funktioniert. Blöde ranghohe Abenteurer mit ihren blöden, komplizierten Fertigkeiten! “In den Büschen hier sollte sich noch irgendwo ein Fernkämpfer verstecken”, teile ich dem Magier mit. “Falls sie einen Burschen meinen, der mit Messern um sich wirft, können sie beruhigt sein. Ich bin ihm auf meinem Rückweg von seinen Kollegen begegnet.”

Während Herr Pilkowski die Überreste des Schwertkämpfers unter die Lupe nimmt, atme ich einmal tief durch. “Sir, wie sieht unser weiterer Plan aus?” “Nun”, erwidert der Magier, “ an meinem Bestreben hat sich nichts geändert. Wenn ich mir aber ihre Verfassung so ansehe, dann sollten sie beide lieber den Rückzug antreten.”

Auch wenn der Zauberer es nur gut meint, kann ich sehr wohl zwischen den Zeilen lesen. Im weiteren Kampfgeschehen sind wir für ihn nichts weiter als Ballast. Gerne würde ich dem Mann widersprechen, doch die Realität sieht nunmal anders aus. Von den 15.000 Erfahrungspunkten für meine Mission kann ich mich ebenfalls verabschieden. Selbst wenn ich genug Kraft hätte um aufzustehen, ist es immer noch ein ganzes Stück bis zum elementaren Feld. Trotzdem kommt mir da noch eine Idee, wie ich dem Vizepräsident der Magierakademie dennoch behilflich sein könnte: “Herr Pilkowski, sie hätten nicht zufällig einen Heiltrank für mich übrig, oder?"

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