《Vera - Ein Abentuer ins Ungewisse [German]》Kapitel 68: Bilder

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Ich entscheide mich schließlich für einen Mittelweg. Wenn der Waldbewohner mit seinen Zaubern protzen kann, darf ich das ja wohl sicherlich auch. Sollte die Ameise nach dem Anblick eines Zapfensplitter-Schusses immer noch so zuversichtlich sein, versuche ich mich gerne an ihrem Schild.

Die Steintannenzapfen sind schnell gewirkt und dringen ohne Schwierigkeiten in den aufgeweichten Erdboden ein. Die Magierameise begutachtet das Resultat ausgiebig und lässt ihren Schild schließlich verschwinden. Eine vernüftige Entscheidung. Vielleicht würde ihr Zauber ja wirklich dem Shrapnel standhalten können, doch darum geht es bei diesem Treffen nicht.

Geduldig warte ich auf den nächsten Schritt der Ameisen, welcher mit einer Menge zuckenden Antennen verbunden ist. Es ist ein merkwürdiges Gefühl, dieser stummen Kommunikation beizuwohnen. Man fühlt sich auf der einen Seite ausgeschlossen. Andererseits ist es jedoch auch faszinierend zu sehen, wie Lebewesen miteinander interagieren.

Ein Arbeiter sprintet schließlich aus dem Dickicht auf mich zu. Das Tier hat so viel Energie, dass es glatt ein paar Runden um mich dreht. Da freut sich offenbar jemand mich zu sehen. Dem Level nach zu urteilen ist es wahrscheinlich die gleiche Arbeiterameise, welche den Honig von mir entgegengenommen hat. Ich klatsche einmal in die Hand, um das Energiebündel zu begrüßen und bekomme ein “Klack” zurück.

Der Neuankömmling tauscht sich mit seinem Magierkollegen aus und beginnt anschließend damit...etwas zu malen? Die groben Linien in der weichen Erde fügen sich schrittweise zu einem Bild zusammen. Soll das eine Ameise sein? Nachdem das Tier sein Werk beendet hat, zeigt die Magierameise mit einem Fuß auf das Bild und danach auf den Arbeiter. Offenbar ja. Ich klatsche einmal um zu signalisieren, dass ich die Botschaft verstanden habe. Ein Zeichen, was prompt zu weiteren Schnörkeln und Linien im weichen Boden führt.

Hätte man mir vor einem Monat gesagt, dass ich heute mitten im Nirgendwo einer Ameise dabei zusehen würde wie sie ihre künstlerische Seite verwirklicht, hätte ich ihn für verrückt erklärt. Doch hier bin ich und tue genau das. Es könnte schlimmer sein. Eine Prise Wahnsinn nehme ich gerne in Kauf, um den zweiten Rang zu erreichen.

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Nach fast einer halben Stunde hat die Arbeiterameise insgesamt sechs Zeichnungen angefertigt. Mehr scheint es offenbar erst einmal nicht zu geben. Während ich über die grundsätzlichen Formen nicht meckern kann, sollte jemand dem Tier definitiv mal eine Lektion zum Thema Proportionen geben. Wenn ich jedoch mit meinen Füßen oder dem Gesicht zeichnen müsste, würde es vermutlich noch viel schlimmer aussehen.

Bild zwei und drei sind bis auf die Größe identisch mit der ersten Zeichnung. Nach wenigen Gesten ist klar, dass es sich jeweils um eine Magier- beziehungsweise eine Soldatenameise handeln soll. Abbildung vier und fünf zeigen eine abgewandelte Ameise, die wesentlich größer ist, die Königin. Warum jedoch die zweite Version auf dem Kopf steht, erschließt sich mir nicht.

Für das letzte Bild brauche ich ein wenig länger. Es entpuppt sich schließlich als eine Abbildung meiner Wenigkeit oder zumindest die eines Menschen. Zu meiner Verteidigung könnte wahrscheinlich ein Dreijähriger besser einen Menschen darstellen. Entweder sehen wir für die Tiere vollkommen anders aus, oder aber mein energiegeladener Freund ist einfach furchtbar darin, zweibeinige Wesen zu malen.

Als nächstes beginnt die Magierameise damit, mehrfach auf die zweite Version der Königin zu tippen. Danach läuft sie zu “meinem Ebenbild” und wiederholt das Ganze. Schließlich zieht sie mit ihren Mandibeln eine Linie zwischen dem Menschen und den beiden Zeichnungen der großen Ameise. Ich klatsche einmal in die Hände und warte auf eine Fortsetzung dieses Schauspiels. Allerdings kriege ich keine. Man scheint stattdessen nun auf eine Reaktion meinerseits zu warten.

Mir ist klar, was die Ameisen wollen und dass sie relativ verzweifelt sein müssen. Ansonsten würden sie ja wohl kaum einer fremden Spezis verraten, dass etwas mit ihrer Königin nicht stimmt. Um den Waldbewohnern aber helfen zu können, müsste ich wissen, warum das wichtigste Mitglied ihrer Kolonie auf dem Kopf steht. Eine lebensbedrohliche Verletzung würde mir da spontan in den Sinn kommen. Obwohl jedes Lebewesen seine Lebenspunkte über Zeit wiederherstellt, geschieht das nicht immer in einem stündlichen Zyklus. Einige Rassen können sich binnen Minuten von schweren Wunden erholen. Andere Geschöpfe brauchen für das gleiche Ergebnis jedoch vielleicht Wochen, Monate oder gar Jahre. In so einem Fall könnte bereits ein einfacher Heiltrank ausreichen und die Sache wäre erledigt. Allerdings müsste ich erst einmal abklären, ob solch ein Trank bei Ameisen überhaupt eine Wirkung hat.

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Gleichzeitig könnte es aber auch etwas wesentlich Komplizierteres sein. Flüche, Gifte, mentale Angriffe, die Welt ist voll von wirklich gruseligem Zeug. Bei dem bisherigen Verlauf meiner Rangaufstiegsmission tippe ich bei der Ursach eher auf etwas aus dieser Kategorie. Lange Rede, kurzer Sinn, ich brauche mehr Informationen. Mit einem Finger ziehe ich eine Linie von der richtigen Königin zu der Falschen. Hoffentlich begreifen die Ameisen auch, was ich von ihnen möchte.

In Gedanken versunken warte ich in der Taverne auf meine warme Mahlzeit. Obwohl Sam locker genug Proviant für unseren Aufenthalt dabei hat, ist mir heute mal nach ein wenig Abwechslung zumute. Die letzten vier Tage waren alles andere als einfach. Dafür zu sorgen, dass deine Botschaft auch so bei deinem Gegenüber ankommt, wie du es willst, ist eine zeitintensive Angelegenheit. Doch wenn mich meine bisherigen Aufgaben eines gelehrt haben, dann ist es mich in Geduld zu üben.

Auf der anderen Seite ist es die Magierameise, welche nach bestem Gewissen versucht, meine Fragen zu entziffern und zu beantworten. Dank ihr weiß ich mittlerweile, dass der gegenwärtige Zustand der Königin keine plötzliche Erscheinung, sondern ein sich ziehender Prozess ist. Sie legt weniger Eier als normalerweise üblich, ist schnell erschöpft, verbringt viel Zeit im Torpor, scheint aber bei klarem Verstand zu sein.

Obwohl es ihr offensichtlich nicht gut geht, hat man mir versichert, dass ihre Lebenspunkte über die gesamte Zeit hinweg keinerlei Schaden genommen haben. Was ich nun mit diesen Informationen anfange? Eine verdammt gute Frage! Mein Wissen über Tränke aller Art ist bestenfalls dürftig. Da es Kurt und Paul in dieser Angelegenheit nicht anders geht, überlegen wir morgen die Alchemisten im Camp nach ihrer Meinung zu fragen. Optimalerweise würde ich natürlich gerne versuchen, noch mehr Informationen einzuholen. Allerdings läuft uns so langsam die Zeit davon.

Da die Nachfrage nach Heilmittel für Ameisenköniginnen vermutlich nicht gerade durch die Decke geht, bezweifel ich einfach mal, dass die Leute vom Fach so ein Gebräu direkt auf Lager haben. Folglich müssen sie so einen Trank erst herstellen, was unter Umständen Tage dauern kann. Die Voraussetzung dafür wiederum ist, dass sie alle nötigen Zutaten vorrätig haben. Und wenn die Alchemisten uns überhaupt nicht weiterhelfen können? Nun, dann stecke ich tief in der Scheiße. Wir haben zwar auch heute mit Marco Kontakt aufgenommen, aber ob uns unser Gildenanführer in Anbetracht der verbleibenden Zeit helfen kann, ist fraglich. Wenigstens der Blick auf meine Mission verrät mir, dass meine Anstrengungen bis hierhin nicht umsonst waren.

Mission: ungewöhnlicher Vermittler

Die braunen Armeeameisen des Wimmerwaldes haben ein Problem. (09:11:14:04)

Aufgabe 1

Nimm Kontakt zu den Armeeameisen des Wimmerwaldes auf. (1/1)

Aufgabe 2

Finde das Problem der Ameisen heraus. (1/1)

Aufgabe 3

Finde ein Heilmittel, um der Königin der braunen Armeeameisen wieder auf die Beine zu helfen. (0/1)

“Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du damit aufhören solltest, die Stirn so in Falten zu legen?” Ich stoße innerlich einen Seufzer aus. Das hat mir gerade noch gefehlt. “Was kann ich für dich tun Rina?“ Die Magierin lässt sich nicht lange bitten und setzt sich zu mir. “Ich wollte einfach nur mal nach einem meiner Magierkollegen sehen”, erwidert sie unschuldig.

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