《Vera - Ein Abentuer ins Ungewisse [German]》Kapitel 49: Gefallen

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“Vergiss es”, teile ich Sophie mit und mache auf den Absatz kehrt. Die Kämpferin lässt sich allerdings nicht so leicht abschütteln und blockiert erneut meinen Weg: “Du hast mich ja nicht mal ausreden lassen.” Auch wenn ihre Stimme einen verletzten Unterton suggestiert, so spricht ihr breites Grinsen doch eine andere Sprache. “Ich glaube nicht das du irgendein Argument parat hast, welches mir einen Ausflug in den Wimmerwald schmackhaft machen würde. Dir ist hoffentlich schon bewusst, dass ich immer noch ein Rang 1 bin oder?”

“Niemand hat etwas davon gesagt, dass du dich bei diesem Ausflug kopfüber in das nächstbeste Spinnennest stürzen sollst. Wir sollen einfach nur Lebensmittel an einen der Stützpunkte liefern. Das Lager liegt auch ein gutes Stück abseits der größeren Kämpfe. Mit ein wenig Glück ist das gefährlichste Tier dem wir begegnen ein verirrter Hase. Ich weiss gar nicht, warum du dich so anstellst. Der Auftrag sollte dir eigentlich eine hübsche Summe an Erfahrung für diesen kleinen Waldspaziergang anbieten.”

Ich kneife die Augen zusammen. Sophies Darstellung des Wimmerwaldes ist mehr als nur ein wenig gewagt. Dieser Ort ist eine Todesfalle. Es gibt gute Gründe warum das System sich bei einer solchen Mission von der spendablen Seite zeigt. ”Wenn der Auftrag wirklich so einfach und lukrativ ist, warum fragst du dann nicht einfach einen unserer Rang 2 Kollegen? Jeder davon sollte besser für diesen Ausflug geeignet sein als ich.” “Die haben es sich allerdings im Gegensatz zu dir nicht mit Marco verscherzt”, kontert die Kämpferin. “Ich weiss nicht, was genau auf dem gestrigen Ball vorgefallen ist. Jedoch ist es schon eine Weile her, dass ich unseren Chef so sauer gesehen habe.” Ich verziehe das Gesicht zu einer Grimasse, was Sophies Grinsen nur breiter werden lässt. “Dir steht es natürlich frei dich bei Marco zu beschweren. Allerdings kann dir bei den folgenden Konsequenzen wahrscheinlich nichtmal mehr das System helfen.”

Ich seufze laut und gestehe zähneknirschend meine Niederlage ein. Nur zu gerne würde ich ihr das triumphierende Grinsen aus dem Gesicht wischen, doch auch hier sitze ich am deutlich kürzeren Hebel. “Okay, aber das löst eines meiner grundlegenden Probleme mit dieser Mission nicht. Aktuell ist es mir nicht möglich weitere Erfahrung zu bekommen.” Ich erzähle Sophie von meinem Dilemma mit der Auswahl meiner nächsten Fertigkeit. “Keine Ahnung was eine elementare Zone sein soll, aber ich kann das vermutlich für dich rauskriegen.”

Mit dieser Antwort hatte ich jetzt nicht gerechnet. Die Kämpferin kann mir zwar auf fünfzehn verschiedene Arten das Handgelenk brechen, aber abseits eines Kampfes hält sich ihr Wissensschatz eher in Grenzen. Aus diesem Grund habe ich sie gar nicht erst gefragt. Wie sich aber nach einer kurzen Erläuterung herausstellt, hätte ich Sophie schon viel früher um Hilfe fragen sollen. Offenbar schuldet ihr die Feuermagierin Rina noch einen Gefallen. Dennoch habe ich meine Bedenken: “Und was hindert die Frau daran dir einfach ins Gesicht zu lügen?” “Hat dir eigentlich schon mal jemand gesagt, dass deine paranoide Seite deinen restlichen Charakter kaputt macht? Ich mag dich wirklich Torben. Du ziehst nicht bei der kleinsten Gefahr den Schwanz ein, verfügst aber gleichzeitig über genug Grips um auch mal davon zu laufen. Doch das du hinter jedem Strauch einen Bären vermutest, wird dir in Zukunft noch einige Steine in den Weg legen.”

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Ich weiss, dass Sophie es nur gut mit mir meint. Dennoch widerspricht ein großer Teil in mir diesem Standpunkt. Seit ich in dieser beschissenen Hölle aufgewacht bin, folgt ein Kampf ums Überleben den Nächsten. Auch wenn mein Körper deutlich älter ist, so sind meine frühesten Erinnerungen nicht einmal sechs Monate alt. Einen auffallenden großen Teil dieser Zeit habe ich meinen eigenen Blut liegend verbracht. Das ich also nun mein Bestes versuche, damit sich dieser Trend nicht fortsetzt, erscheint mir nur absolut logisch. In Anbetracht dessen, dass aber offenbar der Wimmerwald mein nächstes Ziel ist, scheine ich damit nicht besonders erfolgreich zu sein. Das System muss es wirklich genießen mich leiden zu sehen.

Da sich aber meine Lust über ein solches Gespräch mit der Kämpferin in Grenzen hält, versuche ich die Unterhaltung zurück aufs Wesentliche zu bringen: “Du hältst Rina also für eine Person der man vertrauen kann?” Sophie seufzt kurz bevor sie mich mit ihrer Antwort beehrt: “Ich kenne die Frau schon mein halbes Leben lang. Unsere Familien haben beide relativ hohe Positionen in Usenias Armee inne und verfolgen ähnliche Interessen. Wir haben als Kinder oft miteinander gespielt, doch dann setzte der familiäre Drill ein. Sie wurde als Magierin aufgezogen und besuchte die Magierakademie in Turbingen, während meine Ausbildung Zuhause stattfand und eher körperlicher Natur war. Es ist purer Zufall, dass wir uns in Torfbergen wieder getroffen haben. Hin und wieder sind wir mal gemeinsam auf Missionen und wir grüßen einander aber das war es dann auch. Wofür ich dennoch bürgen kann, ist die Professionalität der Warscher-Familie. Wenn ich also meinen Gefallen bei ihr einlöse kannst du dir sicher sein, dass sie diese Angelegenheit äußerst Ernst nehmen wird.”

Durch Sophies Erklärung wird mir zumindest klar, warum ihr innerhalb der Gilde kaum jemand das Wasser reichen kann. Es macht einen himmelweiten Unterschied ob man schon von klein auf ein Schwert in der Hand hatte, oder erst vor ein paar Jahren damit begonnen hat.

“Wo ist der Haken?”, frage ich. Die Kämpferin versucht es mit einem unschuldigen Hundeblick, doch ich traue dem Braten keine zwei Meter weit. “Mit ein wenig Glück beschert mir unser Ausflug genug Erfahrung um Level 50 zu erreichen”, teilt sie mir mit. “Herzlichen Glückwunsch schonmal, aber was hat das mit mir zutun?” frage ich nach. “Ich möchte im Gegenzug deine Hilfe bei meiner Rangaufstiegsmission.”

Mir fehlen für einen Moment die Worte. “Ich wiederhole mich ja nur ungern, aber mein Level ist in den letzten zwei Minuten nicht auf magisches Art und Weise durch die Decke geschossen. Meine Fertigkeiten werden dir also wahrscheinlich keine große Hilfe sein.” Sophie zuckt nur mit den Achseln: “Im Zweifelsfall schuldest du mir dann einfach einen Gefallen. Also soll ich schon mal vorgehen, Rina einen Besuch abstatten und die restlichen Mitglieder für unseren Ausflug zusammentrommeln? Sam würde sich in der Zwischenzeit sicherlich über deine Hilfe mit dem Proviant freuen.”

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Ich bin mir nicht sicher, ob mir diese Angebot wirklich zusagt. Sophie beschäftigt sich in aller Regel nicht mit dem Bewachen von Rindern. Bei was auch immer die Frau meine Hilfe benötigen wird ist entweder brandgefährlich, am Rande des Wahnsinns oder Beides. Auf der anderen Seite würden mir die Informationen der Feuermagierin wirklich weiterhelfen. Ich stoße schließlich nach reiflicher Überlegung einen lauten Seufzer aus: “Wir treffen uns dann am Stadttor?”

Mit einem gut gefüllten Rucksack und einem eingesperrten, völlig verängstigten Schrecknadler in der Hand erreichen Sam und ich den Treffpunkt. Wie mir Sophie noch mitgeteilt hat, stehen mein Haustier und ich bei Marco aktuell auf einer Stufe. Wenn einer der Jungs unseren Chef bei seiner nächtlichen Heimkehr nicht abgelenkt hätte, wäre es dem hilflosen Geschöpf bereits an den Kragen gegangen. Da er in der Gilde unerwünscht ist, werde ich ihn zurück in die Freiheit entlassen. Wer mir so tatkräftig beim Training meiner Rindenschild-Fertigkeit geholfen hat, verdient nicht nur zu leben, sondern auch auf einer gemütlichen Wiese ausgesetzt zu werden.

Wir müssen nicht lange auf unsere Reisegefährten warten. Sophie wird von zwei Schurken und einem weiteren Kurier begleitet. Ich begrüße Vincent freundlich. Den älteren Abenteurer bei so einer gefährlichen Mission dabei zu haben macht mir Mut. Die Kämpferin stellt mich schnell Basil und Ian vor, bevor wir uns bereits mit großen Schritten Richtung Norden aufmachen. Ich hatte eigentlich fest damit gerechnet, dass sich umgehend jemand über meine Anwesenheit beschweren würde. Der Wimmerwald ist alles andere als ein Spielplatz, erst recht nicht für Rang 1 Abenteurer. Falls jedoch einer der Teilnehmer so denken sollte, behält er es für sich.

Sophie drückt mir schließlich beim laufen ein Buch in die Hand: “Ich soll dir ausrichten, dass du es ihr nach unserer Rückkehr persönlich vorbeibringen sollst. Du scheinst gestern einen guten Eindruck hinterlassen zu haben.” Ich ignoriere den wissenden Blick der Kämpferin und begutachte das Buch. Das in Leder gebundene Schriftstück hat vermutlich keine hundert Seiten, befindet sich aber in einem makellosen Zustand. “Studien der elementaren Felder und Fertigkeiten” von Roman Pilkowski lautet der Titel dieses Werkes. Klingt zumindest so, als würde ich in diesem Schinken fündig werden. Jedoch entgeht mir die Ironie nicht, dass der Autor des Buches zu den Menschen gehört, welche ich aktuell nur sehr ungern näher kennenlernen möchte. Herr Pilkowski ist nicht nur ein Magier und offensichtlich Buchautor, sondern auch Vizepräsident der Magierakademie von Turbingen und Privatlehrer der Lester-Kinder. Nicht gerade jemand der einem dabei erwischen sollte, wie man einen seiner Lehrlinge in aller Öffentlichkeit vorführt.

Tatsächlich muss ich mich nicht lange mit dem Buch beschäftigen, bevor ich die Antwort auf meine Frage gefunden habe. Eine elementare Zone zu kreieren bedeutet im Endeffekt nur einen Bereich zu erschaffen, welcher mit einem der sieben Elemente gefüllt ist. In einem solchen Gebiet sind die Manakosten und eventuelle Abklingzeiten aller Fertigkeiten dieses Elementes verringert. Gleichzeitig wird es durch das nun vorhandene, elementare Mana möglich Fertigkeiten zu wirken, welche normalerweise das Können des Nutzers übersteigen würden.

Damit hört aber auch der leicht verständliche Teil des Buches auf. Die Stärke der jeweiligen Effekte hängen offenbar von der “Dichte der Zone” ab. Diese Eigenschaft machen sich offensichtlich einige Lebewesen als Waffe zu nutze. Beschrieben wird zum Beispiel ein Narilfisch, welcher eine blassgelbe Farbe aufweist, bis zu 40 Meter lang wird. Das Tier schwebt einen Meter über den Erdboden und schwimmt, statt wie normale Meeresbewohner, durch die Luft. Der Narilfisch verfügt offenbar über die Möglichkeit dichte Wasserzonen zu erschaffen, welche ihm diese Art der Fortbewegung ermöglicht. Die meisten anderen Lebewesen, die in diese Zone geraten, ertrinken einfach jämmerlich. Auch wenn es nicht extra erwähnt wird, so ist dieser übergroße Karpfen ganz sicher keine Rang 2 Kreatur. Wahrscheinlich ist Rang 3 sogar schon eine optimistische Schätzung.

Das Buch führt zahlreicher solcher Monster auf. Die Krönung ist jedoch die Erkenntnis, dass elementare Zonen auch natürlich vorkommen. Solche elementaren Felder können ganze Landstriche überziehen und bieten völlig unterschiedliche Vor- und Nachteile. Einige Tier- und Pflanzenarten findet man zum Beispiel ausschließlich an solchen Orten. Je mehr ich lese, desto klarer wird mir, dass das alles weit außerhalb meiner Liga ist. Ich bin ein verdammter Rang 1 Magier! Elementare Zonen erscheinen mir nicht gerade nach etwas, womit man sich auf diesen Rang und ins Blaue hinein beschäftigen sollte.

Somit kann ich mich ruhigen Gewissens endlich von meiner Manabolzen-Fertigkeit verabschieden und meine neue, offensive Fertigkeit willkommen heissen.

Zapfensplitter-Schuss Lv 1

Erschaffe vor dir 2 Zapfen der Steintanne. Die Samen bersten, wobei die davon fliegenden Splitter 54 (84) Schaden verursachen.

Kosten

40 Mana

Wirkzeit

1 Sekunde

Seltenheit

ungewöhnlich

Bedingung für Levelaufstieg

Töte 100 Gegner mit Zapfen-Streuschuss (0/100)

Das System gibt mir jedoch keine Pause und begrüßt mich umgehend mit einer neuen Mission.

Mission: Lieferung für Camp Sieben

Camp Sieben gehen langsam die Vorräte aus. Sie sind auf deine Lieferung angewiesen.

Aufgabe

Eskortiere Kurier Sam und Kurier Ian ins Camp Sieben des Wimmerwaldes. (0/1)

empfohlenes Level

Lv 42

Belohnung

3.500 (875) Sil

14.000 Erfahrung

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