《Vera - Ein Abentuer ins Ungewisse [German]》Kapitel 33: Eine einfache Mission

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Langsam krieche ich über den Waldboden. So leise wie mir nur möglich nähere ich mich dem nächsten Baum. Es stellt sich nicht wirklich die Frage ob, sondern vielmehr wann mich mein blassblauer Freund entdeckt. Nur noch ein paar Meter weiter und ich rechne mit der ersten, nasskalten Begrüßung. Ich habe keine Ahnung, wie diese Wesen uns überhaupt bemerken, so ganz ohne Augen und Ohren. Man sollte meinen, dass es ohne diese Sinnesorgane schwieriger wird, Feinde zu erkennen. Meine jüngsten Erfahrungen haben mich jedoch eher vom Gegenteil überzeugt. Auch wenn das Mistvieh taub ist, schadet es trotzdem nicht leise zu sein. Somit höre ich wenigstens direkt, wenn der Brummer angeflogen kommt.

Es sind mittlerweile 12 Tage seit meinem Beitritt der Sira-Gilde vergangen. Das Gespräch mit Herrn Sira lief anders ab als ich erwartet hatte: “Du willst mir also erzählen, dass du nicht nur ein Magier bist, welcher eine ungewöhnliche Klasse auf Rang 1 besitzt, sondern obendrauf auch noch ein Abweichler?” Ich bestätige die Zusammenfassung mit einem kurzen Nicken. Mit einem Seufzen erhebt sich der Gildenanführer und füllt seine leere Teetasse mit Alkohol auf. Nachdem er das dritte mal sein Gefäß gelehrt hat, richtet er das Wort erneut an mich: “Es war ja auch ein wenig zu schön um wahr zu sein. Also, was für einen Gegenstand hat dir das System gegeben?”

dreiblättriges Kleeblatt

Glück das für drei Leben reicht.

Eigenschaft

diebstahlsicher

Seltenheit

sehr selten

Ich zögere dem Gildenanführer eine Auskunft zu geben. Was wenn er von mir verlangt ihm das Kleeblatt zu überlassen? Ich weiß zwar nicht, wofür es gut ist aber es ist möglicherweise ein Hinweis auf meine Vergangenheit. Außerdem ist es ein sehr seltener Gegenstand. Solche Sachen sind vermutlich hunderttausende von Sil wert. “Ich deute dein Zögern mal so, dass du es immer noch besitzt”, erläutert mir Herr Sira. “Normalerweise geht mich der Besitz meiner Männer nichts an. Wenn mir aber jemand etwas anschleppt, was die Gilde oder deren Mitglieder in Gefahr bringt, dann muss ich das wissen. Es wäre also schön, wenn du mir zumindest die folgenden Fragen beantworten könntest. Würde sich jemand wie ich für diesen Gegenstand interessieren? Handelt es sich um eine Waffe oder ist es besonders wertvoll? Wie viele Leute wissen davon?”

Ich entscheide mich nach reiflicher Überlegung dazu, ihm zumindest den Großteil der Wahrheit zu erzählen: “Ehrlich gesagt weiß ich selber nicht wirklich, wozu es gut ist. Es ist keine Waffe und auch keine gefährliche Substanz. Jedoch könnte ich mir gut vorstellen, dass es in gewissen Kreisen sehr viel wert ist. Bisher weiß nur Clara noch um was es sich genau handelt.” “Was genau für Kreise würden sich für deinen Gegenstand interessieren?” “Ein Alchemist zum Beispiel”, erwidere ich. “Wir reden also über ein seltenes Material, welches vermutlich zur Herstellung von Tränken oder Ähnlichem benutzt wird”, kombiniert der Anführer der Sira-Gilde laut. “Wenn das stimmt, dann ist es in Torfbergen praktisch nutzlos. Die meisten Alchemisten in der Stadt können nicht mal gewöhnliches Gras von Schnittlauch unterscheiden. Das du niemanden davon erzählt hast ist auch beruhigend zu wissen. Wir sollten trotzdem darauf achten, dass es auch so bleibt.”

Ich stimme Herrn Sira zu. Mir fällt ein kleiner Stein vom Herzen, dass er so “entspannt” auf mein Abweichlerdasein reagiert hat. Im weiteren Verlauf des Gesprächs kommen wir endlich zu den wichtigen Fragen des anstehenden Vertrages. Im Gegenzug für meine Dienste bietet mir der Bogenschütze 30 Sil die Woche, plus 25% jeder Missionsbelohnung an. Sollte ich in der dreijährigen Laufzeit den zweiten Rang erreichen, so wird über die Bezahlung neu verhandelt. Obendrauf kann ich mich für schlappe 2 Sil pro Tag in der Gilde einquartieren. Außerdem erhalte ich bei Vertragsabschluss einmalig 150 Sil und eine Münze mit der Prägung der Gilde. Mit diesem Taler würde mir in Zukunft auch die 20 Sil für das Betreten der Stadt erspart bleiben.

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Natürlich kommt dieser lukrative Vertrag auch mit Pflichten und Strafen daher. Ich verpflichte mich praktisch jeder Mission nachzugehen, welche mir zugeteilt wird, darf Außenstehenden nichts über die Klassen und Fertigkeiten der Sira-Gilde verraten und mir auch keine Aufträge mehr aus der Abenteurergilde holen. Die Strafen reichen von Ausfall des Entgeltes, über Levelverlust bis zum Ausschluss aus der Gilde und einen Levelbann für 5 Jahre. Vor allem die letzte Strafe ist besonders hart. Für so eine lange Zeit nicht in der Lage zu sein, auch nur ein Level aufsteigen zu können, ist der schiere Wahnsinn. Des Weiteren habe ich selbstverständlich auch die Möglichkeit mich aus dem Vertrag herauszukaufen. Allerdings erscheinen mir 20.000 Sil unvorstellbar viel.

“Du fragst dich wahrscheinlich, wieso ich die Ausstiegssumme so hoch angesetzt habe. Wie dir vielleicht schon aufgefallen ist, haben Magier auf dem ersten Rang mit zahlreichen Problemen zu kämpfen. Im direkten Vergleich sind Sie einfach schwächer als andere Abenteurer. Im Umkehrschluss bedeutet dass, das mehr Ressourcen notwendig sind um dich auf Level 2 zu bringen. Zusätzlich wird deine Rangaufstiegsmission kein Zuckerschlecken werden. Im Anschluss wird aber jede Gilde in Torfbergen dich versuchen abzuwerben. Einen Magier in seiner Gilde zu haben ist ein hervorragendes Aushängeschild und lässt einen an gewisse Missionen ganz anders herangehen. Du musst also verstehen, dass ich lediglich versuche mein Investment zu schützen.”

“Sie wollen mich also nur aus Prestigegründen in die Gilde einladen?”, frage ich höflich nach. “Ich will nicht behaupten, dass das nicht ein Grund meines Angebotes ist. Aus meinem Blickwinkel habe ich hier eine Win-Win-Situation vor mir. Du hast die Aufmerksamkeit von Sophie geweckt. Auch wenn sie noch jung ist, so bin ich doch immer gut damit gefahren, ihren Empfehlungen für Rekruten nachzukommen. Falls du dich gut machst, profitiere ich davon, falls nicht kann ich zumindest behaupten einen Magier in meiner Gilde zu haben. Also, bist du mit dem Vertrag zufrieden?”

Ich lasse mir alles noch einmal kurz durch den Kopf gehen und unterschreibe schließlich mit meinem Daumenabdruck.

Gildenfunktionen verfügbar

“Eine gute Entscheidung hier, die Gildenmünze, das Sil und deine erste Mission. Mit Clara und Sam sollte das eigentlich ein Leichtes für dich sein. Die Beiden warten bereits im Erdgeschoss. ”

Ich nehme das Papier entgegen und bin schon fast zur Tür raus als mich mein Boss noch einmal zurückpfeift: “Eine Sache noch Torben, ich würde es in Zukunft begrüßen, wenn du nicht die Dokumente auf meinen Arbeitsplatz liest, verstanden?”

Unsere erste Mission für die Gilde erweist sich zunächst als nicht besonders schwierig.

Mission: Schleimjagd

Jage Schleime und Schleim-Jünglinge für ihre Kerne.

Aufgabe 1

Sammle 70 Schleim-Kerne(24/70)

Aufgabe 2

Sammle 3 Schleimjünglings-Kerne (0/3)

empfohlenes Level

30 oder höher

Belohnung

200 (50) Sil

3500 Erfahrung

Wie ich aus dem Papier erfahre, zeichnen sie sich durch zwei Eigenschaften aus.. Sie können sich praktisch an jedes Terrain anpassen und sind deshalb auf der ganzen Welt zuhause. Um einen Schleim zu töten muss man seinen Kern, eine etwa fünf Zentimeter große Murmel, zerstören. Nach den ersten Tagen auf Schleimjagd möchte ich persönlich aber gerne noch einen dritten Punkt hinzufügen. Schleime gehören wahrscheinlich zu den harmlosesten Kreaturen auf diesem Planeten. Sie sind nur so groß wie ein Spielball und bewegen sich mit der Geschwindigkeit einer Schnecke vorwärts. Die übergroßen Regentropfen verfügen nicht mal über einen Fernangriff! Wie zum Teufel erreichen solche Wesen überhaupt Level 30!

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Vielleicht bin ich aber auch nur ein wenig frustriert von der Tatsache, dass Clara die Schleime wie die Axt im Walde auseinander nimmt und ich vier Manabolzen für ein einzelnes Exemplar benötige. Die Situation erinnert mich stark an die Cenit-Krabben, nur dass ich diesmal den Kürzeren gezogen habe. Pflockfalle hat sich schnell als nutzlos gegen Schleime erwiesen. Wer sich nicht bewegt, kann auch keine Falle auslösen. Außerdem kann ich die Falle nicht unter ein Objekt oder Lebewesen legen. Selbst wenn der Pflock treffen würde, so ist es doch schon sehr unwahrscheinlich, dass ich damit genau den Kern erwische. Somit bleiben mir nur meine Manabolzen, welche eher mäßig gut funktionieren.

Wenigstens müssen wir nicht stundenlang nach neuen Schleimen suchen. Die Biester sind überall dort zuhause, wo es ausreichend nass ist. Da der Regen absolut kein Ende nimmt, wimmelt es hier nur so von den Biestern.

Der Einzige, welcher mit der Gesamtsituation noch unzufriedener ist als ich, ist Sam. Allerdings sind seine Gründe wahrscheinlich andere. Der kräftige Kerl ist jedoch kein Kämpfer, sondern ein Kurier des zweiten Ranges. Kuriere verdienen ihre Erfahrung durch das Sammeln und Transportieren von Waren. Auch wenn wir eine ganze Menge an Kernen sammeln sollen, so profitiert der Mann, dank der großen Leveldifferenz, kaum davon. Entsprechend angefressen ist der Kurier auch den Großteil unserer Mission. Dennoch ist seine Anwesenheit eine große Erleichterung. Ohne ihn würden wir aber ständig in die Stadt zurück müssen, da sich Schleimkerne nur zehnfach stapeln lassen. Neben Fertigkeiten, welche sein Inventar vergrößern, besitzt er auch Sammler, welche die Chance auf fallengelassene Gegenstände erhöht.

Ohne Sammler wären wir wohl am zehnten Tag unserer Mission immer noch meilenweit vom Ziel entfernt, obwohl Clara alleine bestimmt 200 von den Biestern erledigt hat. Meine eigene Leistung ist im Vergleich dazu kaum der Rede wert. Erfahrungstechnisch haben sich unsere Anstrengungen der vergangen Tage jedenfalls gelohnt.

Allgemeines

Name

Torben Lang

Klasse

Magier

Spezialisierung

Lehrling des Holzes (I)

Level

32

Lebenspunkte

82/82

Lebensreg.

5/h

Mana

93/122

Manareg.

7 (8)/h

Erfahrung

4020/5495

Attribute

Stärke

8

Vitalität

27 (41)

Geschicklichkeit

5

Wahrnehmung

13

Intelligenz

70

Einsicht

61

Da soll mal noch einer sagen, dass einem eine Menge Level 28 Schleime nicht weiterhelfen. Als uns noch etwa eine Handvoll normaler Kerne fehlen, sind wir schließlich dem ersten Schleim-Jüngling begegnet. Genauer gesagt, habe ich Bekanntschaft mit seiner Wasserbombe gemacht. Alles was ich mitbekommen habe, war ein komisches Plob-Geräusch, den Aufschrei von Sam und wie mich Sekunden später eine Wand aus Wasser zu Boden reißt.

35 Schaden erlitten

Völlig überrascht von der Situation versuche ich als erstes das eiskalte Wasser aus meiner Lunge zu bekommen. Bevor ich aber wieder richtig atmen kann, zerrt mich Sam zur Seite. Wir müssen nicht lange warten bis die nächste, etwa ein Meter große Wassermasse dort einschlägt, wo ich bis gerade noch lag. “Danke Sam”, huste ich ihm entgegen. Der Kurier will davon aber nichts wissen: “Du solltest dir gefälligst angewöhnen, besser auf deine Umgebung zu achten. Ich habe euch doch ausdrücklich davor gewarnt, dass mit Schleim-Jünglingen nicht zu spaßen ist.”

Natürlich hat er Recht mit seiner Aussage aber es ist etwas anders davon zu hören oder es mit eigenen Augen zu erleben. Ein Schleimjüngling ist vergleichbar mit einem Magier, der sich auf Langstreckenzauber spezialisiert hat. Vorsichtig schaue ich hinter meiner Deckung hervor und richte meinen Blick auf die Baumkronen. Das nächste Plob-Geräusch lässt mich zumindest erahnen, in welcher Richtung sich unser Ziel befindet. Allerdings hat der Schleim es diesmal auf Clara abgesehen. Die Kriegerin hält sich ebenfalls hinter einen Baum versteckt.. Jedoch ändert die Wassermasse plötzlich ihre Flugbahn und fliegt in einem Bogen um den Baum herum. Auch wenn das Projektil aufgrund des Winkels trotzdem sein Ziel verfehlt hat, war es dennoch knapp. “Wir sollten uns zurückziehen”, schlägt Sam vor. Nur ungern würde ich mich kampflos zurückziehen. Wenn wir den Schleim in den Nahkampf zwingen, haben wir gute Karten. “Dich hat soeben eine Wasserbombe frontal erwischt”, wendet der Kurier ein, “Ich weiß ja nicht wieviele Lebenspunkte du besitzt aber ein Bogenschütze braucht nach so einem Treffer erstmal eine ordentliche Erholungspause.

Jetzt wo mich Sam darauf anspricht, fühlt sich mein Körper tatsächlich ein wenig taub an. Vor allem meine linke Seite zwickt unangenehm. Widerwillig gebe ich mich schließlich geschlagen und wir ziehen uns vorsichtig zurück.

Tag 11 erweist sich all absoluter Reinfall. Wir versuchen als erstes uns dem Schleimjüngling aus einer anderen Richtung zu nähern. Allerdings scheint die Himmelsrichtung für das Mistvieh keinen Unterschied zu machen. Sobald wir uns auch nur einen Schritt zu sehr annähern, werden wir unverzüglich mit seinem Lieblingszauber begrüßt. Da der Wald aber weiter nördlich lichter wird, haben wir auch weniger Deckung zur Verfügung, weshalb wir erneut den Rückzug wagen.

Wieder an der Stelle vom Vortag angekommen, versuchen Clara und ich uns diesmal im Laufschritt zu nähern. Seite an Seite springen wir von einer Deckung zur Nächsten und weichen so den Wasserbomben aus. Je näher wir dem Schleim aber kommen, desto kürzer fällt auch unsere Reaktionszeit aus. Im Endeffekt erhasche ich nur einen flüchtigen Blick auf die langgezogene, blassblaue Schleimform, bevor Clara einen bösen Treffer kassiert. Die Folge ist mindestens ein gebrochener Arm, was einer erneute Niederlage für uns gleichkommt. Wenn ich schon Probleme mit den 0815-Schleimen habe, dann will ich gar nicht erst wissen, wie viele Zauber ein Schleim-Jüngling überlebt.

Allerdings lässt uns das Mistvieh natürlich nicht so einfach ziehen. Ich muss mehrere Rindenschilder beschwören um unvermeidbare Treffer abzuwehren und selbst dann komme ich nicht ungeschoren davon. Auf den letzten Metern in Richtung Sicherheit und dem wartenden Kurier fällt mir aber etwas auf. Das Ding feuert keine weiteren Zauber auf uns. Ist ihm etwa endlich das Mana ausgegangen?

Am nächsten Morgen bespreche ich mit Clara meinen neuen Plan und krieche wenig später vorsichtig über den Waldboden. Mal schauen ob es uns heute gelingt den ersten Schleim-Jüngling zu töten.

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