《Vera - Ein Abentuer ins Ungewisse [German]》Kapitel 29: rätselhafte Wölfe Teil 4

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Wir legen unsere Sachen am Brunnen, welcher im Dorfzentrum steht, ab. “Da sind wir also wieder”, seufzt Marco. Ich kann verstehen, dass der Schurke nicht gerade gerne in Kleinbruch ist. Es ist ein eigenartiges Gefühl die zerstörten Gärten und demolierten Häuser zu sehen. Auch wenn die tragische Nacht schon Wochen her ist, so sind die meisten Spuren doch noch deutlich zu erkennen. “Was ist dein Plan?”, fragt mich Clara. Ich hatte angenommen, dass die Kriegerin mich mehr in Frage stellt. Wir lassen uns hier gerade potenziell wertvolle Erfahrung entgehen und das nur aufgrund einer möglicherweise falschen Schlussfolgerung meinerseits. “Uns bleibt nichts anderes übrig als Kleinbruch auf den Kopf zu stellen. Wir suchen etwas, dass fehl am Platz ist. Alles kann wichtig sein. Ich würde vorschlagen, dass wir auf der Nordseite anfangen und uns Schritt für Schritt jedes Haus vornehmen.”

Nur weil ich glaube zu wissen wo die Lösung sich befindet, weiß ich noch lange nicht, wie sie aussieht. Falls ich richtig liege, ist die Ursache entweder ein Lebewesen mit manipulativen Fertigkeiten oder ein verzauberter Gegenstand. Beides wäre auf seine eigene Art gefährlich. Ich habe in Torfbergen bereits verzauberte Hängematten gesehen. Aus diesem Grund erscheinen mir Objekte mit zwielichtigen Effekten nicht besonders weit hergeholt. Ob solche Gegenstände dazu in der Lage sind eine Horde Raubtiere zu kontrollieren? Laut Vincent wäre es zumindest nicht ausgeschlossen.

Nach so einem Gegenstand zu suchen gestaltet sich aber mühselig. Schuld daran ist, wie Identifizieren auf Level 1 funktioniert. Die Fertigkeit teilt mir nur Informationen mit, welche mir bereits bewusst oder offensichtlich sind. Die einzigen Ausnahmen davon sind Gegenstände, die ich vom System direkt bekommen habe, sowie der Name und die Seltenheit des Gegenstandes. Vielleicht liege ich ja damit auch falsch aber unser mysteriöses Objekt sollte mindestens ungewöhnlich sein. Des Weiteren erwarte ich auch nicht, dass der Titel einfach nur “Ring” oder “Schaufel” ist. Solch ein mächtiger Gegenstand sollte auffallen. Zur Sicherheit benutze ich trotzdem bei unserer Suche auf jeden Löffel, Schubkarren oder Stuhl Identifizieren. Man kann ja nie wissen.

Leider zahlt sich meine Paranoia in den kommenden zwei Tagen nicht aus. Wir haben mittlerweile jedes Haus auf dem Kopf gestellt und dabei nichts gefunden was uns weiterbringt. Während ich über weitere Möglichkeiten nachdenke, macht einer der Schurken seinen Frust Luft: “Das ist doch hier absolute Zeitverschwendung! In diesem verkackten Dorf gibt es, bis auf ein paar olle Blumen, rein gar nichts mehr. Wir hätten unser Glück lieber bei den Wölfen versuchen sollen.”

Ich kann seinen Frust ja nachvollziehen. Mir geht es ja auch nicht anders. Trotzdem bin ich immer noch der Meinung, dass wir am richtigen Ort sind. Irgendetwas übersehe ich- aber was? Moment mal, was hat der Schurke da gerade gesagt? “Von welchen Blumen hast du da gerade gesprochen?”, frage ich ihn. Missmutig deutet er auf einen der zerstörten Gärten. Tatsächlich steht inmitten der aufgewühlten Erde eine kleine, unscheinbare, violette Blume.

violettes Traumveilchen

Ein Veilchen mit violetten Blättern.

Seltenheit

ungewöhnlich

Jackpot! Eilig trommle ich den Rest der Abenteurer zusammen. Gemeinsam betrachten wir das kleine Pflänzchen. “Was soll an der Blume so besonders sein?”, fragt Dennis, welcher mich auf die Pflanze aufmerksam gemacht hat. “Wie kannst du Hohlbirne darauf kommen, dass das eine normale Blume ist?”, antwortet ihm Marco sarkastisch. “Wie oft hast du schon ungewöhnliche Pflanzen gesehen, die in deinem Vorgarten wachsen?” “Das ist nicht das einzig Bizarre,” werfe ich ein, “Schaut euch das Beet an. Es gleicht mehr einem Acker als einem gepflegten Garten. Weder vom Schnittlauch, noch vom Kohl sind mehr als Fetzen übrig geblieben. Nur das Veilchen hat den Anschlag auf das Beet überlebt.” Natürlich könnte das ein Zufall sein aber die Tatsache einer ungewöhnlichen Blume ist sonderbar. “Hast du irgendwo noch mehr von den Blumen gesehen?”

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Wie sich schnell herausstellt, hat unser kleines Veilchen überall im Dorf seine Freunde. Sie blühen unscheinbar am Wegesrand oder hin und wieder in einem der Gärten. Ein Beet mit einem überlebenden Veilchen wäre ein Zufall aber das Phänomen wiederholt sich in ganz Kleinbruch. Entweder sind die Blumen erst vor kurzem dort gewachsen oder aber die Wolfsarmee hat sie bei ihrem Besuch absichtlich in Ruhe gelassen. Spätestens jetzt sollte allen klar sein, dass irgendetwas mit den Pflanzen nicht in stimmt. Zum Glück hat keiner von uns die Blume angefasst. Was mir allerdings auch zu denken gibt ist, wie wir so etwas Offensichtliches übersehen konnten. Vincent sind die Veilchen bestimmt auch aufgefallen aber außer ihm und dem Schurken war der Rest von uns absolut blind. Vielleicht liegt es aber auch gar nicht an unserer eigenen Inkompetenz, sondern an der Pflanze selbst? Was spricht dagegen, dass das Veilchen nicht eine Art Tarnfertigkeit besitzt?

Ich teile meine Sorge mit den Anderen. Marco stimmt mir zu. Auch glauben wir herausgefunden zu haben, warum der eine Schurke von der Tarnfertigkeit nicht betroffen ist. Dennis ist der Einzige von uns, der mehr als 20 Punkte in Wahrnehmung besitzt.

Wir versammeln uns schließlich vor dem Haus des Bürgermeisters. Das Gebäude steht ein wenig abseits der Anderen. Es ist ein wenig größer und die ganze Bauart wirkt ein wenig hochwertiger als im Rest von Kleinbruch. Im direkten Vergleich zu den Bauten im oberen Bereich von Torfbergen schneidet es dennoch eher mäßig ab. Es ist in ganz Kleinbruch das Haus mit den meisten violetten Traumveilchen in unmittelbarer Umgebung. Falls wir hier unsere Ursache nicht finden, dann gebe ich offiziell auf.

Gemeinsam treten wir über die Überreste der Tür, schreiten über einen dicken Teppich und stehen schließlich in einer Art Empfangsraum. Aus den Augenwinkeln bemerke ich, wie Vincent zum ersten Mal seit Beginn der Mission seine Dolche zieht. “Beruhigt euch Kinder. Ich will nur auf jede Möglichkeit vorbereitet sein. Bitte fahrt mit eurem Plan fort.” Ich nicke dem älteren Herrn zu, welcher im Empfangsraum zurückbleibt. Der Rest von uns bildet Paare und wir durchsuchen das Haus erneut.

Da ich jetzt weiß wonach ich in etwa suche, werde ich auch schließlich im Arbeitszimmer des Hausherren fündig. Neben zahlreichen Briefen und Statistiken, finde ich gemalte Bilder eines Kindes. Alleine das in diesem Haus ein Kind die Möglichkeit bekommt, auf echtem Papier zu malen, ist bemerkenswert. Als Bürgermeister hat man vielleicht aber auch einen anderen, finanziellen Spielraum. Wesentlich interessanter ist jedoch, dass auf fast jedem Bild violette Blumen zu sehen sind. Was unter normalen Umständen völlig unbedeutend erscheint, beunruhigt mich nun zutiefst. Das Ganze wird nicht besser als ich die krakelige Inschrift auf der Rückseite entziffere: “Lauscht ihren Stimmen.”

Ein kalter Schauer läuft mir den Rücken runter. Nacheinander überprüfe ich die anderen Bilder und finde drei weitere, verstörende Botschaften. Zielstrebig kehre ich in den Empfangsraum zurück. Zu meiner Überraschung sind alle Abenteurer bereits versammelt. “Gut das ihr da seid. Ich wollte gerade nach euch rufen,” verkündet Marco. Die Schurken haben den Teppich im Eingangsbereich zur Seite gerollt. Stattdessen fallen meine Augen jetzt auf eine im Boden eingelassene Tür.

(Komm zu uns! Nicht so schüchtern! Du bist fast da! Öffne die Tür!)

Für einen Moment weiß ich gar nicht was ich dazu sagen soll: “Wie habt ihr die gefunden?” “Dennis ist aufgefallen, dass wenn man über diese Stelle hier läuft, sich die Schritte anders anhören.” Überrascht schaue ich zu den Schurken hinüber, welcher nur mit den Schultern zuckt. “Er ist allerdings nicht der Einzige, der etwas Spannendes entdeckt hat. Schaut euch das mal an.” Ich zeige ihnen die Bilder und lese ihnen die einzelnen Inschriften vor: “Auch wenn man es schlecht lesen kann, so steht hier doch eindeutig “Lauscht ihren Stimmen”, “Hört ihnen zu”, “Habt keine Angst” und “Sie sind nur einsam”.”

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“Was soll der Scheiß bedeuten?”, fragt Dennis in die Runde. “Das bedeutet, dass wir es sehr wahrscheinlich mit mehreren Kreaturen zutun haben. Außerdem scheinen sie auch Einfluss auf die Dorfbewohner genommen zu haben”, erkläre ich. Für ein paar Sekunden schweigen wir uns an. “Hat jemand von euch bereits irgendwelche Stimmen gehört?” frage ich in die Runde. Alle verneinen die Frage.

(Nur noch ein paar Schritte und du bist am Ziel! Wir warten bereits auf dich!)

Mein Blick fällt auf die Falltür. Die ganze Sache ist mir absolut nicht geheuer. Allerdings haben wir immer noch nicht rausgefunden was genau die Wölfe und vermutlich auch die Dorfbewohner in ihren Bann gezogen hat. Die Antwort auf diese Frage liegt zweifelsfrei jenseits der Tür. “Lasst uns endlich herausfinden wer für diesen Spuk verantwortlich ist.”

(Genau! Du bist fast da! Tritt näher!)

Mit großen Schritten gehe wir auf die Falltür zu. “Ich würde den Abenteurern dringend davon abraten diese Tür zu öffnen.” Irritiert blicke ich zu Vincent. “Seit wann gibst du uns denn direkte Ratschläge für unsere Mission? Wir müssen nur noch diese Tür öffnen um die Mission zu erfüllen. Hast du etwa einen besseren Vorschlag um dieses Ziel zu erreichen?” Ich bin tatsächlich ein wenig sauer auf den älteren Herrn. Er hat uns bei nichts geholfen. Vermutlich weiß Vincent schon seit unserer Ankunft in Kleinbruch um was es sich bei den Übeltätern handelt. Insgeheim lacht er sich bestimmt ins Fäustchen darüber wie lange wir für die Lösung brauchen.

(Sag es ihm! Komm zu uns!)

Der Schurke reagiert völlig ruhig auf meine harsche Aussage: “Ich spreche diese Warnung lediglich aus, weil es schade wäre einen fähigen Kopf in so jungen Jahren zu verlieren. Wenn einer von euch diese Tür öffnet, dann kann ich nicht mehr für euer Überleben garantieren. Ruft euch ins Gedächtnis mit was wir es hier zutun haben.”

(Hör nicht auf ihn! Öffne die Tür! Wir sind so alleine hier!)

Die anderen sind von den Worten des Mannes genauso wenig angetan wie ich. Was will er damit bezwecken? Wir sind hier um herauszufinden wer hinter den manipulierten Wölfen steckt und was es mit den mysteriösen Veilchen auf sich hat. Aber bedeuten manipulierte Wölfe nicht auch, dass wir es mit Lebewesen zutun haben, welche andere beeinflussen können? In diesem Moment höre ich das Knarren der Falltür.

(Hör mir zu! Komm zu uns!)

Ich realisiere plötzlich die Warnung und versuche mir prompt die Ohren zu zuhalten.

(Trau dich! Steig zu uns herab! Lausche unsere Stimme!)

Voller Panik werfe ich mich zu Boden. “Was ist plötzlich los mit dir Torben?” fragt mich Clara irritiert. “Du wolltest doch selber auch die Tür öffnen oder nicht?”

(Sei nicht so schüchtern! Gib dich unserer Stimme hin!)

Ich versuch so gut es geht die Stimmen in meinem Kopf zu ignorieren. “Wir müssen hier weg!” schreie ich sie an. “Beruhig dich erstmal. Wir machen das auch ohne dich”, versucht mich Marco zu besänftigen. Ich fühle mich plötzlich als würde ich unter meterdicker Watte liegen. Die Stimmen der Anderen scheinen so weit weg zu sein.

(Wehre dich nicht! Gib dich uns hin! Komm zu uns! Hab keine Angst!)

Nein! Ich habe mich nicht mit Ratten geprügelt und tagelang um mein Überleben gekämpft nur um jetzt von irgendwelchen Kreaturen kontrolliert zu werden! Doch ich kann spüren wie es an meine Psyche klopft. Etwas Fremdes was nach einem Weg hinein sucht.

(Lass dich fallen!)

Auf einmal spüre ich wie mein Körper durch die Luft segelt und unsanft aufschlägt.

28 Schaden erlitten

Unvermittelt spucke ich Blut in die Grasbüschel. Was zum Kuckuck hat mich da gerade erwischt? Panisch schaue ich mich um. “Oh, ich entschuldige die unsanfte Behandlung. Ich wollte dich nur möglichst schnell wieder zur Besinnung bringen. Hier draußen sollte es nicht so schlimm sein. Geht es dir gut?” Ich schaue den alten Schurken fassungslos an. Mein Herz rast. Ich öffne meinen Mund um etwas zu sagen, doch es kommen keine Laute heraus. Erst jetzt bemerke ich, dass die Stimmen in meinem Kopf verschwunden sind. “Wenn du mich entschuldigen würdest, ich muss mich um die restlichen Herrschaften kümmern. Mein Schattenklon kann sie leider nicht ewig beschäftigen.” Sprachlos sehe ich mit an wie der Mann vor meinen Augen in seinem eigenen Schatten versinkt. Binnen einer Sekunde ist der Mann einfach weg!

Ich versuche mich zu beruhigen und die Erlebnisse der letzten Minuten irgendwie einzuordnen. Was auch immer jenseits der Tür schlummert ist nichts, womit es ein Rang 1 aufnehmen kann! Ohne Vincents Warnung wären mir die Stimmen in meinen Kopf gar nicht aufgefallen. Das Gefühl als wärst du nur ein Zuschauer in deinem eigenen Körper ist beängstigend. Ich will nicht wissen was mit mir passiert wäre, wenn ich einmal die Falltür hinter mir gelassen hätte. Vorsichtig versuche ich meinen Körper zu bewegen. Vor allem meine linke Seite scheint ordentlich was abbekommen zu haben. Zähneknirschend rappel ich mich wieder auf. Mir ging es schon deutlich schlechter. In diesem Moment kommt mir Vincent entgegen. Über beide Schultern trägt er einen bewusstlosen Schurken. Allerdings ist er nicht allein. Das Ding neben ihm trägt ebenfalls einen Schurken und Clara.

???

Das Wesen ist von Kopf bis Fuß pechschwarz. Seine menschliche Form wird vom fehlenden Gesicht völlig überschattet. Normalerweise würde ich vermutlich beim Anblick der Kreatur unmittelbar die Beine in die Hand nehmen. Am heutigen Tag ist eine pechschwarze Kreatur aber nichts weiter als ein weiteres, mir unerklärliches Geschöpf. Das Wesen tritt schließlich an mich heran und überreicht mir die bewusstlose Kriegerin. “Trag du deine Kameradin und verlass schon mal das Dorf. Es ist hier nicht länger sicher für Menschen wie dich. Ich gehe noch schnell Marco holen und komme dann nach.” Der Schurke händigt einen seiner Schützlinge an das Wesen aus und verschwindet danach erneut in seinem Schatten.

Ich trage Clara zunächst zu unserer Unterkunft um unsere Rucksäcke zu holen. Selbst im gesunden Zustand kann ich unmöglich Clara und beide Rucksäcke tragen. Somit wandern Claras Sachen in mein Gepäck und ich lasse den Rest zurück. Das Wesen wartet still auf mich. Mit vollem Rucksack komme ich noch langsamer voran aber das ist jetzt auch egal. Jeder Schritt weiter bedeutet einen Schritt weiter entfernt von was auch immer da lauert. Trotzdem dauert es eine ganze Weile bis Vincent zu uns aufschließt. Der Schurke hinkt bei seiner Ankunft beträchtlich. Jedoch ist es ihm auch gelungen Marco zu bergen. Stöhnend und schnaufend setzen wir unseren Weg fort.

Erst bei einer Rast finde ich wieder die nötige Luft um mein Wort an den älteren Herren zu richten: “Die Anderen haben die Tür aufgemacht oder?” Vincent nickt erschöpft. “Wie schlimm ist es?” “Ich befürchte, dass es vermutlich schlimm genug ist, um mehr als ein dutzend Rang 2 Abenteurer damit zu beschäftigen.” Ich ziehe scharf die Luft ein: “Mit was genau haben wir es nun zutun?”Der Mann nimmt einen Schluck aus seiner Wasserflasche bevor er mir antwortet: “Wiesenfeen, allesamt Rang 2 Level 30 und darüber.”

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