《Chroniken des Triumphirats Band 1 (Kartoffelherz und Suppenlicht) [Deutsch]》Tieflingsherzen

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Tieflingsherzen

Kara

----- Im Privatgemach des Diplomats. Mittagssonne -----

Nach einer köstlichen deftigen Malzeit spielen wir Karten. Ich und Anne gewinnen die Partie gegen Olaf und den Diplomaten, indem Anne am Ende der Runde überraschend den Herzbuben ausspielt. Der Diplomat trinkt während dem spiel schwach Bier, Anne und ich teilen uns eine kleine Kanne Melissen The. Olaf isst, während er Karten spielt, etwas das wie giftige Pilze aussieht. Annes missbilligende Blicke ignoriert er dabei gekonnt. Er bietet sogar mir welche an. Ich überlege mir einen Moment ein paar anzunehmen um Anne zu ärgern, lehne dann aber dankend ab. Kein Grund einen Streit zu provozieren. Die letzten paar Tage haben uns allen einiges abverlangt.

«Nun zum geschäftlichen» meint Anne « unser Auftrag ist, Marcel zur Strecke zu bringen und in dieser Stadt die Ordnung wiederherzustellen Dafür müssen wir wissen, mit welchen verschiedenen Fraktionen wir es hier zu tun haben. «

«Nun» beginnt der Diplomat und wirft dabei Olafs Pilzen einen misstrauischen Blick zu « da gibt es die Zwergen Clans und Tiefling Clans, die in ihren jeweiligen Gettos in der Stadt leben. Es gibt die reguläre Stadtwache, die Unterstadt mit ihren Söldnern, die Truppen der Adligen, die Königsfamilie von Nebelbrücke mit ihrem Berater und Gardetruppen, die Sonnenmönche, der Gildenmeister sprich die einfache Bevölkerung. Mit den Südländern und ihrer Seeblockade, sowie den Goblins habt ihr ja leider schon Bekanntschaft gemacht. Desweitern lebt angeblich im Berg nördlich von uns ein Drache. Aber er lässt uns in Ruhe und wir sollten ihn besser auch in Ruhe lassen. «

«Beim letzten Punkt kann ich euch nur zustimmen. Bei der Aufnahmeprüfung wäre ich beinahe von einem anderen Drachen ermordet worden. Ich verspüre keinen Drang demnächst noch einmal einen Drachen kennen zu lernen. « antworte ich an meiner Tasse mit Melisse The nippend.

«Endlich weiß ich die Wahrheit. Ich bin ein Huhn. « entgegnet Olaf gelassen

«Nun obwohl die Zeit drängt, sollten wir uns noch ein zwei Tage mehr Ruhe gönnen. « meint Anne erschöpft.

Avarion

----- Neben irgendeinem Fluss in der Nähe von Nebelbrücke. Mittagssonne -----

Ich wache auf zum Geräusch von fliessendem Wasser und weil die Mittagssonne hell in mein Gesicht scheint. Der gute alte Agententrick hat also mal wieder funktioniert. Nun Goblins sind auch nicht dafür bekannt die Schlausten zu sein. Das Gift welches ich geschluckt habe, lässt eine Person für ein paar Stunden wie eine Leiche erscheinen: Bleich, starr und mit beinahe keinem Puls oder Atmung. Ich fühle mich immer noch sehr benommen. Ich lache ein trockenes lachen. Oder genauer, ich versuche zu lachen. Ich spucke eine weisse übelriechende Flüssigkeit aus. Warum bin ich nackt? Beim Mond! Was haben diese Goblins mit meiner «Leiche» angestellt? Mit einem Schauern registriere ich wie eine warme Flüssigkeit mein Hinterteil herabläuft. Bin ich körperlich verletzt? Ich spüre einen brennenden Schmerz von meinem linken Fuss und meinem linken Auge. Trübe kann ich mich an einen Goblin Pfeil erinnern, der meinen Fuss durchbohrte, bevor ich das Gift trank. Ich wanke zu dem Fluss neben mir. Ich kann nur noch auf einem Auge sehen! Ich schaue in den Fluss hinein. Ein Spiegelbild lächelt mich irre an, aus dessen linken Auge weisse Flüssigkeit und Blut fliesst. Darüber wie das geschehen ist, will ich nicht nachdenken. Ich zucke mit der Schulter. Dies ist garantiert nicht mein bester Tag, doch ich habe schon viel Schlimmeres erlebt. Beim Gedanken an meine abgeschlachtete Familie fliessen Tränen aus meinem gesunden Auge. Ich wasche mich im Fluss und stolpere nackt auf die Brücke mit den Bergen von Goblin Leichen zu. Meine Gedanken schweifen zurück zu meiner Familie. Ich bin damals zu spät nach Hause gekommen, und konnte nur noch mit ansehen, wie der Schattenfreund meine Familie mit einer einfachen Holzfälleraxt massakrierte. Ich konnte ihm am Ende seine Axt abringen, doch dem Unhold gelang die Flucht. Ich nehme meine Holzfälleraxt von der Brücke auf. Die Goblins hielten es offenbar für überflüssig, die Axt oder auch nur ihre gefallenen Kameraden zu entsorgen. Liebevoll streichle ich die Axt. Wir beide werden in nächster Zeit bestimmt viel Spass haben.

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Ich stolpere nackt und verletzt zusammen mit meiner Axt lächelnd auf Nebelbrücke zu.

«Mondlos!» stosse ich einen Fluch hervor.

Nebel zieht auf. Ich sehe kaum die Axt, welche ich als eine Art improvisierten Gehstock benutze. Ich kann es mir nicht leisten mich zu verirren. Wenn ich nicht bald Desinfektionsmittel erhalte, werden sich meine Wunden vermutlich entzünden. Magie kann keine heftig entzündeten Wunden heilen. Warum habe ich in meiner Ausbildung zum Agenten gelernt und wieder vergessen. Ich darf mich auf keinen Fall verlaufen. Vor mir sehe ich ein grünes Lagerfeuer. Goblins? Ich schleiche darauf zu.

Neben dem Lagerfeuer sitzt ein dicklicher Mann im mittleren Alter. Graue Haare bedecken seine Schläfen. Er ist gerade daran einen Cervelat zu braten. Ich trete neben das Lagerfeuer.

«Wer seid ihr, was könnt ihr und was macht ihr hier?» fragt der Mann erstaunt, dreht dabei aber weiter gemütlich sein Cervelat über dem grünen Lagerfeuer.

«Mein Name ist Avarion. Ich kann Goblins töten, doch möchte jetzt eine Pause von der Goblin Jagt machen und mich in Nebelbrücke ausruhen.» entgegne ich. «Doch was macht ein Händler hier? Fürchtet ihr keinen überfall der Goblins?»

« Pah, diese Goblins sind dümmer als Pferde. In diesem Nebel können sie mein Lagerfeuer nicht sehen.» meint der dickliche Händler verächtlich. «Ich bin auf dem Weg nach Nebelbrücke um meine Schulden beim Zwergen Tom Tomsohn zu begleichen. Er deutet auf einen Teekessel aus Gold mit eingearbeiteten Rubinen und Smaragden. Doch ich würde die Region wirklich gerne so schnell wie nur irgendwie möglich verlassen. Ihr seid auf dem Weg nach Nebelbrücke? Ihr seht in der Tat so aus als würdet ihr eine Pause nötig haben und ihr seht wie ein ehrlicher Mann aus. Was haltet ihr davon, wenn ihr den Teekessel für mich überbringt und ich gebe euch dafür Medizin, Nahrung, eine Karte und einfache aber saubere Kleider?»

«Wir haben einen Deal. Von wem soll ich Tom grüssen. « meine ich kurzangebunden.

Der Händler überlegt kurz, dann meint er mit einem Lächeln « sagt ihm ein Gruss vom Cervelat Mann. «

Ich schaue ihn irritiert an.

«Ein Insider Witz.» meint der Händler entschuldigend und übergibt mir den Teekessel, sowie die vereinbarte Bezahlung.

Ich reise nach Nebelbrücke und übergebe dem Zwergen Klan Anführer Tom Tomsohn seinen Teekessel. Der Zwerg scheint zuerst irritiert zu sein, doch als er die Rubine und Smaragte sieht, bedankt er sich und hängt den Kessel über sein Ofenfeuer. Anschliessend mache mich auf die Suche nach dem Botschaftsgebäude des Triumphirats in der Stadt Nebelbrücke.

Ich laufe am Tieflingsgetto vorbei. Tieflinge sehen alle gleich aus. Eine Mischung aus gehörnten Teufeln und Menschen. Alle exakt 1.5 m gross. Im Vergleich zu einem Hünen wie mir also sehr klein.

Besser man hält sich von den Tieflingen fern!

Ihr Aussehen ist das eine, aber angeblich sind sie alle verrückt!

Einer der Tieflinge schaut mich mit grossen Augen an.

«Ihr seid verletzt. Was ist mit euch geschehen?» fragt der Tiefling während er mich weiter anstarrt.

Ohne mich sprechen zu lassen zieht er mich ins Getto rein. Ich lasse ihn gewähren, schlimmer kann dieser Tag vermutlich ohnehin nicht mehr werden. Der Tiefling führt mich in sein Haus und zerrt mich auf eine Pritsche. Es scheint tatsächlich eine Art Arztpraxis zu sein.

Der Tiefling lächelt mich an und meint: « Mein Vater, möge er ewigen Ruhm im Mondlicht gefunden haben, erzählte mir, dass ihr Menschen alle dumme wahnsinnige Affen seid. Mein Vater war selbst aber nicht der Ruhmreichste. Meine Grossmutter hat mir erzählt, dass die Menschen vom Mond genau so geliebt werden wie wir, nur eure Gedanken sind seltsam und wenig nachvollziehbar. Doch wer sind wir, den Willen des Mondes zu hinterfragen. «

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Der Tiefling räuspert sich kurz bevor er mit seinem Monolog fortfährt. « Doch auch meine Grossmutter hätte sicher wenig Verständnis dafür gehabt, dass ihr euch selbst einen Pfeil in den Fuss geschossen und euch sogar ein Auge rausgestochen habt. Ich hingegen bin selbst ein junger Tiefling und weiss zu welchen Taten einen die Leidenschaft anstachelt. Ach übrigens, mein Name lautet Tiefus Medizinus.»

Mit diesen freundlichen Worten holt der Tiefling kräftig aus und verpasst mir eine schallende Ohrfeige.

Ich schaue ihn irritiert an. Nun er scheint ein Arzt zu sein. Vermutlich versucht er meinen Kreislauf in Gang zu bringen. Oder er ist doch Verrückt. Ein verrückter Tieflingsarzt. Heute ist echt nicht mein Tag. «Ich heisse Avarion. Ich habe mich nicht selbst verletzt. Ich habe zur Entspannung ein paar Goblins gejagt und mir wohl ein paar kleine Schrammen geholt. Wisst ihr wo das Botschaftsgebäude des Triumphirats in dieser Stadt ist? Geld für die Arztrechnung habe ich leider keines dabei. Aber die Botschaft wird die Rechnung sicher für mich begleichen» frage ich ihn freundlich.

Der Tiefling schaut mich missmutig an: «Unhöflich seid ihr! Ich zeichne euch den Weg auf sobald ich euch fertig verarztet habt. Behaltet euer Menschen Geld für euch. Ich verlange kein Geld von meinen Kunden.» Er schüttelt sich « Menschen geben anderen Menschen also Metall oder Steine, nachdem sie verarztet wurden, dies ist wirklich kaum zu begreifen. Erzählt mir doch eure ganze Geschichte Avarion.»

Ein Arzt der ohne Gehalt arbeitet, der Kerl ist verrückt. Ich beschliesse ihm zu vertrauen und ihm unsere Mission mit Zielen und dem bisherigen Ablauf komplett anzuvertrauen. Selbst wenn er uns verraten würde, die Leute würden ihn vermutlich nicht ernst nehmen. Während ich ihm Geschichte erzähle, verarztet er mich tatsächlich fachmännisch. Das Einzige was ich an seiner Behandlung auszusetzten habe ist, dass er mir eine rosarote Augenklappe mit schwarzen Rosen drauf verpasst. An einer Wand sehe ich ein Ärzte Diplom aus der Hauptstadt des Triumphirats. Dieser Tiefling ist offenbar nicht nur verrückt, sondern auch hoch gebildet.

Der Tiefling Arzt schaut mich erfreut an. « Der Fehler lag ja tatsächlich bei mir!» Der Tiefling klatsch vergnügt in die Hände und verpasst mir eine zweite schallende Ohrfeige.

Ich lächle zurück und nicke zustimmend. «Das tut er!» Langsam glaube ich, dass diese Tieflinge nicht wirklich verrückt sind. Eher wie Frauen mit ihren wirren Gedankengängen. Ich beschliesse die Tieflinge fortan dem entsprechen zu behandeln! Zustimmung ist meistens eine gute Antwort in solchen Fällen!

« Nun seit unser Prinz, möge ihn der Mond verbrennen, verschwunden ist. Hat Marcel als sein Berater deutlich an Einfluss gewonnen. Ihr solltet also besser vorsichtig sein, wem ihr eure Geschichten erzählt. Zu eurem Glück schätze ich Marcel überhaupt nicht. Bei einem Grossteil der menschlichen Bevölkerung wird er aber wegen seinen Verdiensten in der jetzigen Krise als Volksheld verehrt. Ihr könnt ihn jederzeit im Regierungsgebäude finden. Dort arbeitet er und dort isst und schläft er auch. Vielleicht könnt ihr eine Audienz bei ihm beantragen. Das Gebäude wird allerdings momentan wegen der Goblinskrise und der Seeblockade der Südländer streng bewacht mit Garde Soldaten. « Der Tiefling beendet die Behandlung mit einer Verbeugung. «Da drüben habe ich euch eine Stadtkarte hingelegt. Ihr könnt nun eure Freunde im Botschaftsgebäude besuchen. Es war mir eine Ehre einer Agentin des Triumphirats helfen zu können.»

«Einem Agenten.» Berichtige ich den Tiefling. Als dieser mich verwirrt anblickt, verneige ich mich ebenfalls und verlasse das Tieflings Getto.

Im Park vor dem Botschaftsgebäude treffe ich tatsächlich meine drei Kameraden. Sie liegen in Hängematten und essen zusammen einen riesigen Kuchen.

« Da komme ich ja gerade richtig.» begrüsse ich sie herzlich.

«Du lebst!» schreit Kara. Eine mittelgrosse junge Frau mit braunen Haaren. Anne eine eher kleine Frau mit schwarzen Haaren und Brille schaut mich verwirrt an.

«Ziemlich kaputt siehst du aus» meint Olaf nachdenklich. Während er unauffällig ein paar Pilze auf sein Kuchenstück streut.

«Ein ganz normaler Montag, nicht wahr.» meine ich schulterzuckend.

«Wie kann das möglich sein.» quietscht die Braunhaarige namens Kara. Dabei umarmt sie mich zuerst kräftig und hüpft nachher mit ihrem Kuchenstück in der Hand verwirrt um mich rum.

Nachdem ich ihr erzählt habe was geschehen ist, drückt sie mir mit meinem Aufschrei ihr Kuchenstück in mein Gesicht und zieht sich schmollend in ihre Hängematte zurück. Die Jugend von heute. Einfach kein Anstand mehr. Aber ich bin nicht ihr Vater, also habe ich kein Recht sie nach zu erziehen. Nachdenklich esse ein Teil des Kuchens, bevor ich den Rest von meinem Gesicht wasche. Soweit ich gehört habe, war sie eines der vielen Kinder die ihre Eltern irgendwann in den Wirren der nach Nordkriegszeit verloren haben. Vermutlich kann man also weder ihrem Vater noch ihr einen Vorwurf machen. Ich bin sowieso der letzte, der irgendeinem Vater einen Vorwurf machen sollte. Wenn ich daran denke, wie dieser Schattenfreund meine Familie mit dieser Axt massakriert hat. Ich konnte damals weder meine Familie retten, noch wenigsten ihn zur Rechenschafft ziehen. Stopp! Ich darf mich nicht schon wieder solchen Gedanken hingeben.

«Wie gehen wir nun vor?» frage ich und Teile ihnen mit, was ich im Tiefling Getto erfahren habe.

«Als erstes zieht ihr bessere Kleidung an und esst ein Stück vom Kuchen. Wir kümmern uns zuerst darum in Nebelbrücke die Ordnung wiederherzustellen, wie es ja unser erster Auftrag ist. Mit Marcel wird dann am Ende abgerechnet. Der Diplomat hat uns erzählt, wer Einfluss in der Stadt und Region hat. Es wird uns nichts anderes übrigbleiben, als der Reihe nach mit diesen Leuten zu sprechen.» meint Anne und tätschelt mir auf die Schulter. Vermutlich hat sie in einem Buch gelesen, dass dies aufmunternd wirken soll.

Kara dreht sich in der Hängematte wieder uns zu. « Wieso redet der Diplomat nicht selbst mit den Leuten? Ich meine, wir nennen ihn immerhin den Diplomaten? Ich bin hier um zu kämpfen und nicht um mir den Mund fasrig zu reden.»

«Der Diplomat ist viel mehr an Politik und höfische Etikette gebunden als ein Agent. Er ist in erster Linie ein Aushängeschild für das Triumphirats. Agenten Arbeit ist aber immer auch schmutzige Arbeit. Es ist besser für das Triumphirat, wenn er mit uns nicht zu stark in Verbindung gebracht wird. « erklärt Olaf.

«Ich schlage indem fall vor, dass wir heute Abend mit den Führern des Tiefling Gettos beginnen. Vielleicht kann mein neuer Tieflings Freund uns von Nutzten sein.» schlage ich vor und nehme ein Stück vom Kuchen.

Kara

----- Im Tieflings Getto von Nebelbrücke. Abendsonne-----

Nun da Ein Auge wieder da ist, sind wir zum Tieflings Getto gegangen. Ist auch besser so. Ich bin es mir nicht gewöhnt kuchenessend den ganzen Tag in einer Hängematte rumzuliegen. Ich fühle mich schon ganz kribbelig. Avarion führt uns zum Haus seines neuen Tiefling Freundes. Als wir dort eintreffen, sehen wir gerade einen Dieb. Dieser versucht beim Nachbarn von Tiefus Medikus einzusteigen.

Ich reisse einen Stein aus meinem Beutel und schreie den Dieb an: « Haltet inne. Keine falsche Bewegung oder ich schiesse!»

Der Dieb dreht sich zu uns um und kommt langsam auf uns zu.

«Halte inne Kara! Ich glaube das ist Tiefus Medikus. Der Tiefling von dem ich euch erzählt habe.» brummt Avarion und stösst meine Hand nach unten.

« Hört bitte auf so einen Lärm zu machen. Das Einbrechen ist so schon schwer genug. « zischt er genervt. Als er Avarion erkennt hellt sich seine Miene auf. « Ach ihr seid es Avarion und ihr habt Freunde mitgebracht? Könntet ihr euch bitte zu mir runterbeugen grosse Frau?»

«Ich habe doch schon gesagt, dass ich ein Mann bin.» Meint Avarion und beugt sich zum Tiefling herunter.

Der Tiefling verpasst ihm eine Schallende Ohrfeige.

Ich merke wie langsam mein Geduldsfaden reisst. « Also nicht nur ein Dieb, sondern auch noch Gewalttätig! Lasst den armen Avarion in Ruhe. Er hat in letzter Zeit schon genug einstecken müssen. Ich bin kurz davor euch persönlich im Staatsgefängnis abzuliefern. « schreie ich den Tiefling an.

«Beim Mond! Seid endlich still.» zischt der Tiefling.

Avarion hält mich erneut zurück. « Diese Tieflinge sind ein wenig seltsam. Aber gerade dieser hier scheint das Herz am rechten Fleck zu haben. Bestimmt hat er seine Gründe. Steht nicht schon in den Mondschriften, dass die Taten entscheiden und nicht die Worte?»

Anne nickt erfreut und beginnt schon ihren Mund zu öffnen, um einen ihrer berüchtigten stundenlangen Theologischen Monologe zu führen. Schnell falle ich ihr ins Wort. « Also gut Tiefus Medikus. Erklärt uns die Situation. «

«Nun in diesem Nachbar Haus wohnt meine Angebetete. Ich möchte sie darum bitten, meine Verlobte zu werden. Deshalb versuche ich, so wie es der Brauch gebietet, ihr etwas zu stehlen. Am besten Schmuck oder etwas in der Art. Ich bin leider mit Tieflingsdamen nicht sehr vertraut. Deshalb bin ich mir nicht ganz sicher, was ihnen am liebsten gestohlen wird.» der Tiefling scheint doch tatsächlich ein wenig zu erröten.

Avarion legt ihm aufmunternd die Hand auf die Schulter. «Wie es der Brauch gebietet, so wird es geschen! Ihr macht das ganz wunderbar Tiefus Medikus und ihr müsst nur an euch glauben. Schmuck und Juwelen sind bestimmt das richtige.»

Ich weiss nicht was ich erstaunlicher finden soll. Das Anne den Diebstahl von Schmuck akzeptiert, oder das Avarion ja wirklich einen Draht zu diesen kleinen Teufeln zu haben scheint.

Wir schlagen dem Tiefling vor, ihm kurz zu helfen. Doch der Tiefling scheint beinahe vor Scham im Boden zu versinken.

«Ein Gruppeneinbruch?» quiekt der Tiefling errötend, «ich mag progressiv sein, aber das geht zu weit!»

«Das geht zu weit!» grollt Avarion zustimmend. Dabei öffnet er mit einem Dietrich, heimlich hinter dem Rücken des Tieflings ein Fenster.

«Versucht es mal mit diesem Fenster. Es sieht sehr lose aus.» brummt Avarion.

Mit strahlendem Blick zieht der Tiefling den Einbruch durch. Er kehrt mit einer schweren Goldkette zurück.

Als Dank für unsere moralische Unterstützung führt uns Tiefus Medikus zum Anführer der Tieflingsclans von Nebelbrücke. Dieser heisst uns in seinem sehr spartanisch eingerichteten Hause freundlich willkommen. Bis auf eine grosse Mondskulptur scheint nur das allernötigste vorhanden zu sein.

Tiefus Medikus blickt sich im Haus voller Ehrfurcht um und flüstert in mein Ohr: « Schau nur Kara. Das Haus ist beinahe lehr. Hunderte müssen bei ihm eingebrochen sein.»

Avarion der uns offenbar zugehört hat, flüstert genauso ehrfurchtsvoll zurück. «Beindruckend. Einfach beindruckend.»

Beindruckend ist hier nur, wie gut er sich mit diesen Tieflingen versteht. Zu sagen, dass diese Tieflinge mich verwirrend, würde der Situation nicht einmal annähernd gerecht werden.

Durch die Ablenkung war ich zu langsam um Anne ins Wort zu fallen. Sie beginnt mit dem Tieflings Anführer zu sprechen. Wobei es eher ein Monolog ist. Ich setzte meine Aufmerksame Miene auf und lasse das Ganze über mich ergehen. Dies wird ein Diplomatisches Desaster werden. Ich versuche mir den Fremdscham nicht an merken zu lassen.

Anne: « Das Licht…..der Mond…….beim Mond…… für den Mond…….der Mond …Mond ..bla bla blla bla bla… Mooond!»

Vier Stunden später habe ich es überlebt. Ich muss einen Impuls unterdrücken meine Ohren abzutasten, ob bereits Blut rausläuft. Niemand hat Anne unterbrochen. Vier Stunden! Das ist selbst für ihre Verhältnisse ein trauriger Rekord!

Der Anführer der Tieflingsclans von Nebelbrücke scheint kurz nachzudenken. Dann nickt er. « Ich stimme euch in allen Punkten zu Anne. Der Ruhm erwartet uns und das Licht! Als einzige Belohnung erwarten wir, dass die Handlungen unserer Tieflinge in den kommenden Tagen, im ganzen Land von den Barden besungen werden.»

Diese Tieflinge sind wirklich seltsame Geschöpfe. Obwohl, auf einmal muss ich grinsen. Vermutlich ist der Tiefling auch nach 3 Sekunden abgedriftet und ist nun einfach zu höflich um dies zuzugeben.

Wir brechen auf in Richtung Sonnentempel.

Bevor wir das Tieflings Getto verlassen, verabschiedet sich Tiefus Medikus von uns. Er überreicht Avarion einen schmutzigen Kieselstein von der Strasse. « Möge der Namen Avarion für immer in den Hallen des Mondlichts besungen werden. Eure Anwesenheit ehrt diese Stadt und mich.»

Avarion nimmt den Stein an und steckt ihn tatsächlich in seine Tasche mit privaten Gegenständen. « Ich werde eure Freundlichkeit nicht vergessen Tiefus Medikus.» Tatsächlich scheint für einen sehr kurzen Moment so etwas wie Wärme in seinen Augen aufzuleuchten. Dann gehen wir weiter.

Fortsetzung folgt

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