《Chroniken des Triumphirats Band 1 (Kartoffelherz und Suppenlicht) [Deutsch]》Das Herz des Nebels

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Kara

-----Einige Tage später in der Steppe, Abendsonne-----

Obwohl der Sommer noch jung ist, ist die Nacht recht kalt. Wir campieren auf einem kleinen Hügel mitten in der nördlichen Steppe. Etwa ein Kilometer vor uns kampieren die Disziplinlinge, gut erkennbar an ihrem pompösen Lagerfeuer. Dank meinen Anweisungen ist unser eigenes kleines Lagerfeuer in einer ausgehobenen Mulde, dadurch streut das Licht des Feuers nicht zur Seite. Wir sind also quasi unsichtbar, wie Schatten in der Nacht. Wir….

«Siehst du Kara. Gut habe ich die Katze mitgenommen. Gute Taten zahlen sich eben doch aus. Sie ist eine perfekte Wärmequelle, hier in meinem Schlafsack.» unterbricht der in eine luxuriöse Decke eingewickelte Schwan meine Gedankengänge und spricht dann munter weiter « Ich bin aber echt froh, dass ich nicht alleine hier bin. Ich meine, eine Nacht am Lagerfeuer in der Prärie mag ja extrem romantisch klingen, aber dieser extrem dichte Nebel, der jetzt gerade innerhalb von einer Minute aufgezogen ist, macht mir irgendwie Angst. Soll ich meine Mundharmonika herausholen, um die Gruppe mit einem Ausdruckstanz zu motivieren?»

Ich ziehe eine Augenbraue hoch « Ohne euch jetzt zu nahe treten zu wollen geehrter Schwan. Aber ihr seid jetzt bald eine Agentin und solltet deshalb vielleicht die Angewohnheiten eures alten Gewerbes langsam ablegen. Ich denke fürs erste reicht es, wenn ihr mit dieser Katze euer Lager teilt. Ich muss aber gestehen, dass dieses gerade eintretende Wetterereignisse auch mich gerade erstaunt und ich muss zugeben, es hat auch auf mich eine gewisse unheimliche Wirkung. In meiner Ausbildung hat man mir aber beigebracht, dass die Fantasie eine starke Waffe eines Agenten ist. Wenn man aber nicht gut aufpasst, kann sie schnell zum schlimmsten Feind werden. Rein rational gesehen, Nebel hat noch nie jemanden verletzt. Des Weiteren sind wir hier ganz alleine mit den Disziplingen und vielleicht noch ein paar kleinen wilden Tieren. Solange wir ihnen nichts tun, werden sie uns auch nichts tun. «

Der Schwan schaut mich äusserts besorgt an «Meine Fantasie ist bereits ausser Kontrolle geraten! Ich glaube dort, gerade mal etwa hundert Meter von uns entfernt, flackert ein grünliches Lagerfeuer.»

Gaul hat sich inzwischen aus seinem Schlafsack geschält und ist zu uns herübergetreten. «Das Feuer ist real. Ich sehe es auch. Was tun wir jetzt? Wollen wir abhauen oder nachschauen wer dort kampiert. Ich habe noch nie von so schnell aufziehendem Nebel und grünem Feuer gehört. Ausserdem sieht man ja kaum die Hand vor Augen, was es nicht gerade weniger unheimlich macht.»

Ich schlucke meine eigene Nervosität herunter und überlege mir, was Liana nun wohltun würde. Ich muss die Initiative ergreifen. Ich muss diese Gruppe anführen. Ich muss mich beweisen! Mit überspielter Nervosität in der Stimme lache ich: «Nun eigentlich bin ich ja ein Scharfschütze. Aber momentan ist es vermutlich schlauer sich auf meinen mächtigen Langschwertdolch zu verlassen.» Ich lege meinen Sack mit Wurfsteinen auf meinen Schlafsack und ziehe meinen Dolch.

«Langschwertdolch??» Gauls hünenhafter Bruder runzelt verwirrt die Stirn.

Ich fahre fort: «Ihr lauft einfach frontal auf das andere Feuer zu. Aber schön friedlich und begrüsst wen auch immer schon von weitem. Die andere Gruppe ist vermutlich viel nervöser als wir. Immerhin sind wir bald Agenten. Doch auch ein Agent stirbt durch den Armbrustbolzen eines nervösen Händlers. Nur für den Fall der Fälle schleiche ich mich währenddessen heimlich um das Lagerfeuer herum und nähere mich ihm von hinten.»

Gaul zieht eine Augenbraue hoch «Ein Händler also mit einem grünen Lagerfeuer. Aber gut. Ich bin einverstanden. Besser finden wir heraus was hier los ist.» Er gibt dem Schwan einen sanften Tritt. «Los, Katze voraus. Händler mit unheimlichem grünem Feuer schiessen keine Bolzen auf Katzen, glaube ich zu mindestens.»

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Der Schwan wirft mir einen flehenden Blick zu, doch ich nicke nur und verschwinde mit einem doppelten Rückwärtssalto im Nebel.

Chronist

-----Steppe, Nebel-----

Ein leicht übergewichtiger Mann mit grauen kurzen Haaren und Dreitagebart sass vergnügt vor sich hin pfeifend an seinem grün leuchtenden Lagerfeuer und drehte einen angespitzten Ast mit einem saftigen Cervelat daran. Abwesend schaute er in den Nebel hinein. Durch die Reflektion des Lichts wirkte selbst der Nebel in der Nähe etwas grünlich. Der Wind pfiff leise durch das niedrige Gras, irgendwo heulte ein Coyote, in der Nähe wurde Gras niedergetreten. Der Mann zog seinen zischenden Cervelat aus dem Feuer. Er hatte sich nicht geirrt. Er war nicht mehr allein. Eine fette orange Katze schwebte durch den Nebel auf ihn zu.

«Bitte nicht schiessen» quietschte die Katze.

Der Mann rieb sich seine Augen. Seine Sinne mussten ihm einen Streich spielen. Dann antwortete er «Ich bin nicht ein erfolgreicher Händler geworden in dem ich potentielle Kunden erschiesse, ehrenwerte Katze. Ich habe Katzenfutter, Milch oder auch eine Ernährungsberatung Broschüre zum Verkaufen.»

«Ich würde ein wenig Milch kaufen und auch etwas Futter für die Katze» quietschte die Katze.

Der Mann lachte laut auf. Als die Katze näher «schwebte» konnte man eine junge Frau in einem exotischen und extrem freizügigen Kleid erkennen, welche die Katze weit ausgestreckt vor sich hielt und sich dahinter so gut es eben ging zu verstecken versuchte. Der jungen Dame folgte ein grosser Schlagetot mit einer riesigen Keule und ein dürrer Mann mit einer gezückten kleinen Handarmbrust.

«Die Milch und das Katzenfutter geht auf mich gute Frau. Ich habe schon seit Ewigkeiten nicht mehr so gut gelacht. Doch ich glaube, ich habe 4 Leute im Nebel gehört.» lachte der Mann in mittleren Jahren.

Kara

-----Steppe, Nebel-----

Ich springe mit einem Satz hinter den Händler und halte ihm meinen alten geliebten Langschwertdolch an die Kehle. Gaul erschrickt sichtlich. Doch immerhin ist geistesgegenwärtig genug nicht seine Armbrust abzufeuern. Hinter meiner Stirn ist ein pochender brennender Kopfschmerz.

Ich zische «Kommen wir direkt zum Punkt. Was immer ihr seid. Ihr seid kein gewöhnlicher Händler. Wenn ihr gerne Leute zum Narren haltet, seid ihr heute an die Falsche geraten. Ich werde bald eine Agentin des Triumphirats sein.»

«Gewiss doch meine Liebe, doch nehmt bitte dieses lange Messer aus meinem Gesicht. Da ihr noch keine Agentin seid, nehme ich an, ich habe hier eine Gruppe von Prüflingen vor mir. Was ist denn dieses Jahr die Aufgabe? Vielleicht kann ich euch weiterhelfen. Auch wenn es nicht so aussieht, habe ich viele nützliche Sachen zu verkaufen. Meine Lieblingsware ist dabei Information. Denn diese braucht nur wenig Platz und ist einfach zu transportieren.» spricht der eigentümliche Mann während er genüsslich einen Biss von seinem knusprigen Cervelat ist und mit der anderen Hand meinen Langschwertdolch wegdrückt und dann aus dem kleinen Wagen hinter sich Katzenfutter und eine Flasche Milch herausholt und mit einer galanten Verbeugung dem Schwan überreicht.

«Hättet ihr vielleicht ein Drachenherz zu verkaufen?» brummt der kräftige Lars Haselbach mit der für ihn typischen tiefen Stimme, während er sich mit seiner riesigen Keule den Hinterkopf kratzt.

«Ihr müsst es nicht einpacken. Wir nehmen es gerne gleich so mit» füge ich spöttisch hinzu. « Um der Höflichkeit Genüge zu tun. Ich bin Kara, das sind Gaul und Lars Hasselbach und diese junge Frau neben mir ist der legendäre Schwan, der aufsteigende Stern am Firmament des Agententums, falls ich richtig aufgepasst habe. Doch wer im Namen des Mondes seid ihr?»

«Ach wisst ihr, Namen sind Schall und Rauch. Im Laufe meiner Existenz habe ich viele Namen gehabt und keiner ist mir wirklich gerecht geworden. Was denkt ihr? Welcher Name könnte meiner würdig sein?» fragt der gut gennährte Mann während er einen weiteren Bissen von seinem Cervelat nimmt.

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«Ganz klar. Da der Schwan ja bereits vergeben ist, seid ihr der Cervelat Mann.» ich rolle mit den Augen, «habt ihr nun etwas Nützliches für uns oder waren die Anpreisungen eurer Waren auch nicht mehr als Schall und Rauch?»

«Leider sind die Drachenherzen momentan gerade ausverkauft. Ich hätte aber eine Information für euch, wie ihr eventuell den Drachen trotzt eurer geringen Kampfkraft erlegen könnt.» meint der Cervelat Mann.

Ich fühle wie der brennende Kopfschmerz hinter meiner Stirn wieder zunimmt. Ich räuspere mich. «Das eventuell gefällt mir nicht. Was würde die Info den kosten?»

«Nun bei der Drachenjagt gibt es viele Variablen. Als Vorauszahlung würde ich lediglich einen kleinen Botengang verlangen. Bei erfolgreichem Erlegen des Drachen dank meiner Info, würde ich 400 Bronze verrechnen.» der Cervelat Mann kramt einen kleinen versiegelten Brief aus seinem Umhang. «Wenn ihr weiter Richtung Norden zieht, biegt beim ersten Wegkreuz nach Westen ab. Im ersten Dorf auf das ihr dann trefft, ist meine Kontaktperson in der Dorf Kneipe einquartiert. Das Dorf heisst Nordlingen und die Kontaktperson heisst Marcel. Er beobachtet dort beruflich eine äusserst interessante Spezies. In diesem Brief befindet sich ein Dokument, um ihm bei seinen Studien weiter zu helfen.»

Während ich meinen Kopf reibe, übernimmt Gaul Hasselbach die Führung und akzeptiert den Deal mit einem Handschlag.

Kara

-----Ein Tag später am Waldrand mit Sicht auf das kleine Dorf Nordlingen und ein Schaf, Abendsonne-

Die dreisten vier sind durch die Steppe gezogen und danach im Wald nach Westen abgebogen. Nun befinden wir uns am Rand des Waldes. Vor uns grast ein einzelnes Schaff auf einer abgezäumten Wiese. Dahinter liegt das idyllisches kleine Bauerndorf Nordlingen. Im Herzen des Dorfes sieht man eine kleine Mondkirche, das Rathaus und die von uns gesuchte Dorfs Kneipe. Gerade zur rechten Zeit. Denn die Dämmerung ist bereits angebrochen. Als wir den Dorfeingang passieren brennen bereits die meisten Dorf Laternen und hüllen das Dorf in ein gemütliches Licht.

«Heute Nacht werden wir endlich wieder in einem richtigen Bett schlafen und was Ordentliches zu essen bekommen. Vielleicht sogar etwas warme Suppe.» meine ich lachend und knuffe liebevoll den Schwan in die Seite.

«Autsch» meint der Schwan.

Die Gebrüder Haselbach stimmen ebenfalls in das Gelächter ein.

Schwaria: «Nun ich hätte nichts dagegen noch ein paar Tage unter freiem Himmel zu schlafen und den göttlichen Mond und die romantischen Sterne zu beobachten. Dafür nur eine harte Matte zu besitzen und den Launen des Wetters ausgesetzt zu sein, ist doch ein recht geringer Preis dafür.»

Gaul Haselbach gibt zu bedenken «Wie ist das eigentlich mit dem Brief. Wie es der Zufall so will, ist das kunstvolle brechen und neu versiegeln von Dokumenten eine meiner besten Fähigkeiten. Als zukünftige Agenten ist es doch beinahe unsere Pflicht einen kurzen Blick in diesen Brief zu werfen.»

Der Schwan wirft ihm einen entsetzten Blick zu und reisst ihm den Brief aus der Hand. «Im Gegenteil. Unsere Ehre gebietet es uns diesen Brief wohlbehalten an sein Ziel zu bringen!»

«Wie auch immer» meine ich fröhlich. «Jetzt gibs als erstes warme Suppe und dann erfüllen wir auch gleich unseren Botengang. Das Siegel bleibt wo es ist!»

Kara

-----Nordlingen, zunehmender Halbmond-----

Wir erkundigen uns beim Wirt nach Marcel. Dieser deutet nur stumm auf die hintere rechte Ecke des Schankraum. Dort ist der Tisch, welcher am weitesten vom Kaminfeuer entfernt ist. Über dem Feuer werden mehrere Gänse gleichzeitig an einem langsam drehenden Spiess gebraten. Marcels Sitzplatz zeugt von viel Sachverstand. Zwar ist es dort ein wenig dunkler und kühler als im Rest des Schankraums, dafür ist die Luft frischer und der Geräuschpegel sehr angenehm. Marcel ist ein Mann im mittleren Alter mit Glatze und frisch rasiertem Gesicht. Er kommt mir seltsam bekannt vor, doch ich erinnere mich nicht woher. Marcel bedankt sich bei uns für den Brief und betrachtet kurz das Siegel.

«Knacks»

Er bricht das Siegel und überfliegt kurz das Dokument. Dann steckt er es in die Tasche. Mit einem Lächeln bedankt er sich erneut bei uns.

Ich senke ein wenig meine Stimme « Habt ihr eine Ahnung, wie wir in den Besitzt eines Drachenherzens gelangen könnten?»

Er schaut mich erstaunt an «Keine Ahnung. Der Absender des Briefs ist vermutlich immer noch an der gleichen Stelle wo ihr ihn zurückgelassen habt. Er sollte mehr wissen. Fürs erste geht aber euer Essen und Trinken heute Abend auf mich. Greift ruhig richtig ordentlich zu. Ihr glaubt gar nicht, wie sehnlich ich dieses Dokument erwartet habe.»

Der Kellner kommt zu uns und überreicht mir die Speisekarte. Erschöpft lese ich sie einfach vor. Der Wirt schaut mich verwirrt an.

Wirt : «Also was möchtet ihr nun gute Frau?»

Mir wird bewusst was ich gerade gemacht habe. Ich spüre wie ich leicht erröte. Wie blöd muss ich den anderen erscheinen. So geht das nicht. Schnippisch antworte ich «Ihr habt schon recht gehört! Bringt uns alles auf eurer Speisekarte einmal und gleich auch noch alles einmal auf eurer Trinkkarte! Los los.»

Der Wirt schaut mich überrascht an «Kommt sofort gnädige Lady.» Er huscht eifrig Richtung Küche und schreit ein paar Befehle. Marcel wirft mir einen amüsierten Blick zu.

Kara

-----Einige Stunden später in der Taverne von Nordlingen. Zunehmender Halbmond-----

Wir sind die letzten Kunden welche sich noch im Schankraum befinden. In meinen ganzen Leben habe ich noch nie so viel getrunken und gegessen. Neben unserem Tisch steht ein weiterer Tisch, der alleine von unserem schmutzigen Geschirr total überladen ist.

Gerade hebt Lars seinen bis an den Rand gefüllten Bier Becher. «Vieeeleeend Dank Marrcel. Seeehr grosszügig von euch uuns einzuladen. Stoosten wir nochmals an auf unseren Gönner.»

Er versucht schwankend mit mir anzustossen. Seine Augen weiten sich. Er versucht nach seiner Keule zu greifen, doch seine Hand schliesst sich lediglich um einen anderen lehren Bierkrug, während ihm sein voller aus der Hand gleitet.

«Klirr» Verdammt meine Schuhe sind ganz Zuckrig. Ich versuche die Scherben mit meinen Händen aufzulesen und schneide mir dabei in den Finger.

«Mondlos!» Ich lasse die Scherben genervt liegen und drehe mich um. Im Eingang zur Schenke stehen zwei kleine Kreaturen. Sie sehen ein wenig aus, als hätten ein Goblin, ein Tiefling und eine Brandbombe ein gemeinsames Kind gezeugt. Dämonen!

Marcel kreischt mit purer Todesangst in der Stimme «Hilfeeuueee. Rette mich wer kann.» Er schwankt auf die Küche zu und wirft sich mit seinem gesamten Körper dagegen. Die Türe gibt nach und der verblüffte Marcel landet zusammen mit ihr auf dem Küchenboden. Er kriecht auf ein grosses Fleischerbeil am anderen Ende der Küche zu.

Die beiden Dämonen laufen an uns vorbei und auf den unbewaffneten dem Boden entlang kriechenden Marcel zu.

Aus Gauls Ärmel gleitet seine kleine Armbrust. Seine Hände greifen ins Leere. Die Waffe fällt auf den Boden. Mit einem leisen klick lösen sich Sicherung und Abzug.

«Ahhhhhuuuuuuu» Mit erstaunen stelle ich fest, dass ich selbst der Schreihals bin. In meinem Fuss steckt ein kleiner Armbrustbolzen. Auf einem Fuss hüpfend, remple ich den an mir vorbei stürmenden Lars mit seinem leeren Bierkrug an. Wir gehen beide zu Boden und liegen nun in einem riesigen Meer aus Scherben und Bier. Gaul blickt fassungslos seine Armbrust an.

Die Dämonen ignorieren uns und gehen nun langsam auf den am Boden liegenden Marcel zu. Dieser hat sich umgedreht und blickt sie mit weit geöffneten Augen an. Der Schwan wirft ein schweres Küchenmesser, dass im Nacken eines Dämons stecken bleibt. Ich schüttle meinen Kopf. Ich darf nicht zulassen, dass jemand wie der Schwan nützlicher ist als ich! Das Schütteln des Kopfs war eine ganz schlechte Idee. Der ganze Raum dreht sich jetzt. Ich konzentriere mich auf einen Strahl Mondlicht, der durch ein Fenster des Schankraums fällt und dann auf die beiden Dämonen. Ich werfe die grössten zwei Scherben, die ich zu fassen kriege. Kurz vor dem Einschlag teilen sich beide in hunderte silbrig leuchtenden Glasfragmente auf. Beide Dämonen werden an Ort und Stelle zerfetz. Ihr Blut und ihre Gedärme verteilen sich über den schockierten Marcel. Ich komme nicht darum herum zu bestaunen, welche Ähnlichkeiten diese Organe zu einem Menschen haben. Vermutlich ein Fall von konvergenter Evolution. Oder sollten wir gar mit diesen Kreaturen nahe verwandt sein. Ich schüttle erneut meinen Kopf. Wir sind hier nicht in einem Labor. Mich muss doch eine Kartoffel zu viel getroffen haben. Ich stöhne auf, als der Schankraum sich erneut zu drehen beginnt. Ich kann mich gerade noch von Lars wegdrehen und übergebe mich.

Die Wunden konnte ich mit Hilfe des Mondlichts ausbrennen, um die Kleider werden wir uns später kümmern müssen. Gaul blickt nun nicht mehr schockiert auf seine Armbrust, sondern zur Abwechslung schockiert aus dem Fenster.

«Ich glaube das ganze Dorf hat sich gerade in Dämonen verwandelt. Rennt um euren Leben.» mit diesen Worten nimmt er seine Armbrust auf und läuft los, ohne sich nochmal umzudrehen. Lars nimmt eine grosse Schinkenkeule und ein kleines Fässchen Wein in die Hände und folgt dann seinem Bruder so schnell wie möglich. Ich und der Schwan nehmen ebenfalls unsere Ausrüstung auf, der Schwan packt die fette Katze beim vorbei laufen am Genick, dann folgen wir den anderen im Dauerlauf.

Kara

-----Einige Tage später in der Steppe. Dichter Nebel-----

«Wir hätten Marcel wirklich nicht einfach in diesem Mondlosen Dorf zurücklassen dürfen.» ergreife ich traurig und etwas zerknirscht in der laufenden Diskussion die Seite des Federviechs. Dann zitiere ich einen von Annes schlauen Sprüchen. «Anstatt unsere Fehler zu bereuen, liegt wahre Grösse darin, daraus zu lernen und besser als zuvor weiterzumachen.»

«Wahre Grösse liegt in erster Linie darin, wahrlich gross zu sein.» mischt nun auch Lars sich strahlend in die Diskussion ein.

Nun gut. Denke ich. Die Liste mit Leuten, welche eine Kartoffel zu viel bei der Ausbildung auf den Kopf bekommen haben, ist gerade wieder etwas länger geworden.

«Wir sind da» brummt Lars und deutet auf das grüne Lagerfeuer. Daneben sitzt der Cervelat Mann und isst schon wieder einen Cervelat.

«Ich sehe, ihr tut wirklich alles damit ihr eurem Namen entsprecht.» begrüsse ich den unheimlichen dicklichen Mann im mittleren Alter.

«Man tut was man kann» meint dieser schmunzelnd. «Ich habe bereits von eurem ersten grossen Sieg vernommen. Marcel lässt euch grüssen. Er ist wohl auf. Ich habe aber auch erfahren, dass ihr ihn eiskalt mitten in der Gefahr zurückgelassen habt. Aber gut, dies geht mich ja nichts an. Ich bin Händler und kein Mondpriester. Hier habt ihr eine Karte. Ich habe mit meinem Blut ein Kreuz an der Stelle hingemalt, wo ihr eine Waffe findet könnt, mächtig genug um euren Drachen zur Strecke zu bringen!»

«Es war uns ein Vergnügen», meint der Schwan und nimmt mit einer galanten Verbeugung die Karte hingegen. Mit Vergnügen bemerkt sie das rote Kreuz auf der Karte. Es markiert eine Stelle im Wald, welcher sich ungefähr zwischen der Steppe und dem Dorf mit den Dämonen befindet.

Für den Schwan und die beiden anderen Mitstreiter ist es offenbar Alltag, dass Leute Blut anstatt Tinte verwenden. «Ich hoffe ihr habt die Nadel vorher im Feuer sterilisiert, sonst wird aus der Romanze schnell eine Tragödie.» meine ich Hönisch.

Kara

-----Einige Tage später im Wald, Abendsonne-----

«Ich sage, wir untersuchen es sofort und nicht erst morgen früh!» grolle ich während ich von einem Baumstupf aus bedrohlich auf den Schwan und Lars herunterblicke.

«Wollen wir nicht auf den Morgen warten?» meint der hünenhafte Lars, während es fast so aussieht, als wolle er sich hinter dem Schwan verstecken.

«Na gut. Gehen wir rein.» meint Gaul beschwichtigend. Ich hasse zwar den Gedanken jetzt da rein zu gehen,» er deutet mit einer Hand auf eine Bodentüre im Waldboden, «aber ob Tag oder Nacht spielt unter der Erde keine Rolle. Ausserdem finde ich den Gedanken neben dieser seltsamen Bodentüre mitten im Wald zu campieren noch wesentlich unheimlicher.»

«Aber was, wenn diese Höhle verflucht ist, ist dann der Fluch nicht besonders stark nach Sonnenuntergang?» erkundigt sich der Schwan ängstlich.

«Ach was, die Nacht ist dunkel doch der Mond erscheint einem dafür umso heller!» mit diesen Worten lasse ich einen Kieselstein auf die gepanzerte Bodentüre fallen. Ich konzentriere mich und merke wie der Stein sich mit Mondlicht vollsaugt. Mit einem ohrenbetäubenden kreischen zerschlägt der Stein die Türe.

Die Katze beisst erschrocken dem Schwan in die Hand. «Beisse nicht die Hand die dich füttert. Schreit der Schwan energisch. Diese Mondvergessene Türe wäre übrigens leicht von Gaul knackbar gewesen.» Wütend schaut der Schwan in meine Richtung.

«Ich dachte ihr liebt theatralische Auftritte.» mit einem Lachen zünde ich meine Fackel an und spaziere die Treppe herab, welche unter der Kaputen Türe zum Vorschein gekommen ist. Die Anderen folgen mir eilig.

Nachdem wir einige Stufen in die Dunkelheit runter geschlichen sind, stehen wir vor einer gepanzerten Türe. Darauf steht in grossen Buchstaben geschrieben: «Bitte umkehren, Lebensgefahr.»

«Wer A sagt muss auch B sagen» meint Gaul und deutet auf die Türe.

Ich werfe einen Kieselstein und fülle ihn mit Mondlicht aus meinem inneren. Die Türe zersplittert. Dahinter kommen neue Treppenstufe zum Vorschein, die weiter in die Dunkelheit runterführen. Ich pfeife vergnügt vor mich hin und gehe weiter die Stufen runter, obwohl sich mein Magen vor Angst nervös zusammenkrampft. Doch in solchen Situationen ist die Gruppen Moral wichtiger als heimliches Vorgehen. Ich werde ,so wahr der Mond mein Zeuge ist, diese verkorkste Truppe zum Sieg führen!

Erneut stehen wir vor einer gepanzerten Türe. Irgendwas steht gross auf zwergisch drauf geschrieben.

Ich: «Hätten wir doch nur einen Zwerg in der Gruppe. Aber naja, ein weiterer Stein soll das Problem aus der Welt schaffen.»

«Es heisst, bitte umkehren, Lebensgefahr.» meint der Schwan.

Natürlich, ich hätte es wissen müssen. Im Bordell treiben sich bestimmt auch viele Zwergen herum. Ein weiterer erfolgreicher Stein. Dann gehen wir weiter die Treppen herunter. Eine neue gepanzerte Türe. Diesmal mit einer Tiefling Inschrift.

«Es heisst, bitte umkehren, Lebensgefahr.» meint der Schwan.

Also auch mit Tieflingen! Mittlerweile weiß ich gar nicht mehr, ob sich mein Magen aus Angst oder Übelkeit zusammenkrampft. Das Bekannte Muster mit Treppen Türen und Inschriften wieder holt sich Noch in der Südsprache, Goblin, Elementar, Dämonisch und sogar der Sprache der Götter. So langsam frage ich mich echt, was in diesen Bordellen der Hauptstadt für Orgien gefeiert werden! Besser ich konzentriere mich auf meine Aufgabe und werfe den nächsten Stein.

Hinter dieser Türe befindet sich ein sehr imposanter Raum. An den Wänden sind silbrige Bilder vom Mond angebracht, die den Mondzyklus wieder spiegeln, wobei der Neumond vermutlich durch den Eingang dargestellt werden sollte. In der Mitte des Raumes befindet sich ein geschlossener Sarkophag. Dieser ist von vier Schalen quadratisch umstellt. Jede dieser Schalen ist mit einer grünen Flüssigkeit gefüllt, woraus blaue Flamen züngeln. Entweder brennen diese Schalen sehr lange oder jemand hat sie vor kurzem nachgefüllt.

Nervös treten wir in die Mitte des Raumes. Langsam beschleichen mich Zweifel, ob das hier wirklich eine gute Idee ist. Meine Zweifel nehmen noch weiter zu, als der Deckel des Sarkophags sich mit einem Zittern etwas zur Seite bewegt und eine Knöcherne Skelet Hand daraus zum Vorschein kommt.

Eine Stimme die wie Staub tönt sagt: «Ist es soweit! Ruft ihr mich zur letzten Schlacht?»

Die anderen drei werfen mir aufmunternde Blicke zu. Gaul reibt sich die Hände und flüstert uns zu. «Mit einem solchen mächtigen Untoten an unserer Seite wird das Erlegen des Drachen ein Kinderspiel!» Ich nicke ihm fröhlich zu und strecke den Daumen nach oben.

Die Katze beisst in die Skelethand hinein…………..

Der Sarkophag bewegt sich nicht mehr. Es breitet sich eine Stille im Raum aus, die beinahe körperlich fühlbar ist.

Ich habe ein Gefühl, als würde mir das Herz in die Hose rutschen. «Dieses verdammte Biest» zische ich «ich habe doch gesagt wir sollen diese fette Katze nicht mitnehmen.»

«Sei doch nicht immer so negativ Kara.» meint der Schwan «immerhin hat sie dieses Mal nicht die Hand gebissen, die sie füttert. Vom Füttern gesprochen, vermutlich ist es mein Fehler, ich hätte sie öfter füttern sollen.»

«Ich werde eure Herzen verschlingen!» brüllt das Skelet. Springt aus dem Sarkophag und spaltet die Katze in den Händen des Schwans mit einem Handkantenschlag. Blut spritzt explosionsartig über den Schwan.

«Das hast du nun davon, die ganze Zeit vom Essen zu sprechen. Muhahahahhihihiihi.» lacht der Schwan nervös.

Das war nun wahrscheinlich endgültig eine Kartoffel zu viel für sie, denke ich und werfe einen mit Mondlicht getränkten Kieselstein nach dem Skelet. Ich fühle wie langsam das Gefühl aus meinen Fingerspitzen weicht. Das Skelet wischt den Stein mit einer Hand einfach aus der Luft und gibt ein Geräusch von sich, dass fast wie ein verächtliches Schnauben klingt. Dabei leuchten überall auf dem Skelett blau leuchtende Mondsymbole auf.

«Rennt!» schreie ich.

Es gibt Momente in denen ein Anführer einen gut Organisierten Rückzug anführen muss. Ich ziehe den erstarrten Schwan mit mir mit, gemeinsam rennen wir los. Die Gebrüder Hasselbach überholen übereifrig ihre Anführerin. Offenbar sporne ich meine Truppe tatsächlich zu Höchstleistungen an. Der Schwan kichert während der gesamten Zeit vor sich hin. Ich höre die Schritte des Skeletts wie es langsam aufholt. Ich lehre, im Rennen, meinen Beutel mit Kieselsteinen auf den Boden. Als ich beim Versuch erneut scheitere das Skelet zu treffen. Das Skelet holt weiter auf. Ich beschliesse im Kopf auf 5 zu zählen und mich dann umzudrehen, um mich dem Kampf zu stellen. Eins…es holt auf….zwei….es ist nahe ……drei……vier…. Jetzt wird es gleich im Nahkampfbereich sein.

«Knirsch» ich höre, dass knirschen von Kieselsteinen unter einem knöchernen Fuss.

«Bam» ein Körper fällt hinter mir auf den Boden.

Nach ein paar weiteren kurzen Momenten befinden wir uns alle schwer atmend in unserem Lager im Wald. «Ich glaube..ich glaube wir haben es abgehängt, aber dieser Plan ist offensichtlich gescheitert. Was wollen wir jetzt machen?» frage ich ausser Atem.

Erstaunlicher Weise meldet sich der grosse Lars und nicht sein verschlagener Bruder zu Wort: «Was wohl. Zurück in diese mondlose Prärie und zu diesem lichtverlassenen Händler.» brummt er missgelaunt.

«Jahhaaaa genau huhhuhuuu» kichert der Schwan und versucht sich mit einem Seidentaschentuch, das Blut der Katze aus dem Gesicht zu waschen. Moment! Gehört dieses Blut wirklich nur zur Katze?

«Bist du verletzt, Schwan?» frage ich schüchtern und lege ihr die Hand auf die Schulter.

«Nur meine Ehre als zukünftige Agentin. Wihihihhiiii.» meint der Schwan.

Der Schwan sollte nun wohl eher als das Pferd bekannt werden, denke ich. Ich werde ein Auge auf sie haben in nächster Zeit.

Liana hat mir einst erzählt, dass ein guter Anführer schon fast wie eine Mutter sein solle. Anne hat dem damals widersprochen, doch auch sie hat gemeint, man dürfe nie vergessen, dass eine Kette immer nur so stark ist wie ihr schwächstes Glied. Der Ausbildner für Kräuterkunde, welcher unser Gespräch gehört hatte, fragte mich darauf, was das nun Praktisch bedeuten würde. Melisse The ist gut für die Nerven, war meine Antwort. An diesem Abend wurden keine Kartoffel geschält, folglich war die Antwort vermutlich ausgezeichnet.

«Eure Ehre ist unbeschmutzt werter Schwan. Schon bald werdet ihr stattdessen im Blut unserer Feinde baden. Ich mache jetzt einen warmen Melisse The für uns alle, morgen geht es zurück in die Prärie und ein weiterer Schritt hin zum erlegen des Drachen!» entgegne ich aufmunternd.

«Ich denke doch,» brummt Lars Haselbach, « der mondlose Drache liegt in der anderen Richtung.»

«…..Ja Lars das tut er, das tut er.» meine ich mit einem honigsüssen Lächeln, « ich glaube der Melisse The wird uns allen helfen.»

Kara

-----Einige Tage später in der Steppe. Nebel-----

Der Cervelat Mann isst seinen Cervelat. Im unheimlichen aber mittlerweile auch schon beinahe vertrauten, heimisch wirkenden Nebel. Das Lagerfeuer knistert und grüne Funken erheben sich davon.

«Ich finde es ja schön, dass ihr euch so für euren neuen Namen ins Zeug legt, aber die Katze braucht eure Ernährungsbroschüre nicht mehr. Vielleicht solltet ihr selbst mal einen Blick reinwerfen? Mehr Kartoffelprodukte würde ich euch empfehlen. Kartoffeln sind nahrhaft, gesund und stärken den Charakter. Von Gesundheit gesprochen. Noch ein Melissen The werter Schwan? Vergesst auch euren Seiden Schal nicht, die Nacht in der Prärie kann sehr kalt sein. Wir sind hier nicht in einem gut isolieren Bordell der Hauptstadt.» ich klopfe dem Schwan aufmunternd auf die Schultern.

Der Schwan wirft mir einen genervten und auch leicht verwirrten Blick zu. Ich schenke ihr einfach nochmal ein. Sie scheint es ja offensichtlich nötig zu haben. Es ist nicht einfach eine Anführerin zu sein!

«Ein starker Charakter ist in meinem Gewerbe nicht gerade hilfreich, und welcher gute Händler benutzt schon eigene Wahre, die man gewinnbringend verkaufen könnte? Von Gewerbe gesprochen, ich nehme nicht an, dass ihr zurückgekommen seid, weil ihr mich vermisst habt?» entgegnet der Cervelat Mann.

«Wir brauen eine neue Information für das erlegen, des Drachen und euren Preis dafür», zischt Gaul Haselbach, während er seine Handarmbrust prüft.

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