《Chroniken des Triumphirats Band 1 (Kartoffelherz und Suppenlicht) [Deutsch]》Wer gibt den Löffel ab?
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Chronist
-----Lager der mit Olli geflüchteten Söldner. Irgendwo im Nordwesten des Triumphirat Bündnis Gebiets, Mittagssonne-----
Marcel schlenderte gemächlich und nackt über das kleine Feld in dem Oliver und seine Männer ihr neues Lager aufgeschlagen hatten. Er zertrat dabei einen der Köpfe der Herumkriechenden, so dass er wie eine frische Melone platze. Alle Bewohner des Lagers schienen unter der gleichen Symptomatik zu leiden. Blut das aus Mund und Nase lief, sowie weiche Knie. Er entkleidete vorsichtig den Kopflosen und zog sich an. Mit ein paar heftigen Handbewegungen strich er seine neue Bekleidung glatt. Dann riss er mit einem Ruck einen der Ärmel ab und verwendete ihn um sein verletztes Auge zu bandagieren. Am Rand des Lagers sah er einen Mann, der ihm müde zuwinkte. Fröhlich schlenderte Marcel zu Oliver rüber, der an einen kleinen Laubbaum gelehnt dasass.
Oliver: « Wie ich sehe seid ihr kein zu gross geratenes Eichhörnchen mehr, sondern wieder ein seelenloser Rotschopf. Freut mich für dich.»
Missbilligend runzelte Marcel seine Stirn. «Seit doch etwas taktvoller mein mutiger Recke. Es steht euch wahrlich schlecht zu Gesicht, alle Rothaarigen über einen Kamm zu scheren. Heute eine dumme Pointe und Morgen… Man hat ja gesehen wie das in der Vergangenheit mit den Tieflingen und der Sonnenkirche geendet hat.»
Oliver: «Redet doch nicht immer so pseudo intellektuelle Scheisse. Ihr habt mich und meine Männer irgendwie vergiftet, bevor wir geflohen sind. Nun seid ihr auch noch hier, um euch an unserem schmerzvollen Ende zu laben.»
Marcel entgegnete mit galanter Stimme: «Ihr nehmt euch selbst viel zu wichtig Oliver. Ich habe lediglich einen kleinen Abstecher in eure Richtung gemacht, um mich einzukleiden und um sicher zu stellen, dass beim genialen Plan meines Meisters keine losen Enden zurückbleiben. Ausserdem werdet ihr doch wohl nicht den Moralapostel spielen wollen. Schliesslich habt ihr in meinem Auftrag die Dörfer dieser bemitleidenswerten Kinder überfallen und im Nachhinein auch noch so getan, als würdet ihr sie retten. Ganz zu schweigen davon, dass ihr sie über Tage hinweg vergiftet habt. Nun ja, und andere haben mit einem anderen Gift in der zwischen Zeit euch heimlich vergiftet. So einfach ist das. Euer Gift ist allerdings so beschaffen, dass erst der Entzug des Giftes zu den eigentlichen Beschwerden führt. Währt ihr nur loyal geblieben und hättet ihr brav die Suppe ausgelöffelt, die ihr euch selbst eingebrockt habt, so müsstet Ihr nun keinen so jämmerlichen Tod sterben. Ich finde allerdings, dieser Tod ist für so eine Jammergestalt durchaus angemessen.»
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Oliver hustete eine ganzen Schwall Blut über seine eigene Kleidung. «Ich werde hier nicht verenden. Denn ihr werdet mir das Gegengift aushändigen!»
Marcel schüttelte nur erstaunt seinen Kopf. «Ich denke der Herr der Wahrheit hat für euch und eure Leute leider keine Verwendung mehr.»
Oliver verzog seine blutbedeckten Mundwinkel zu dem für ihn typischen spitzbübigem Lächeln. « Ich Wette mit euch um diesen Suppenlöffel aus echtem Doro Zahn gegen das Gegenmittel, dass ich diesen Plan eures Meisters durchschaut habe.»
Marcel lächelte nun gleichfalls, das für ihn typische diabolische Lächeln. «Ich könnte ja auch einfach warten bis ihr verreckt seid. Werter Oliver. Dann nehme ich dieses hübsche Kunstwerk einfach an mich. Wie könnt ihr nur glauben, ich würde auf solch eine Tieflingswette eingehen?»
Oliver blickte ihm direkt in die Augen. «Weil dies gegen die Prinzipien eures Meisters wäre. Ausserdem lieben alle wahnsinnigen Verschwörer, sich mit aussenstehenden zu unterhalten. Weil sie traurig sind, dass es die Natur einer genialen Verschwörung ist, dass nur die Verschwörer selbst um sie Bescheid wissen. Dabei würden so Psychopathen wie ihr einer seid, doch am liebsten den ganzen Tag mit dem eigenen Intellekt angeben.»
Der Rothaarige streichelte liebevoll den Löffel. «Nun denn, ihr bekommt eure Chance liebster Oliver. Los, überrascht mich mit eurem Scharfsinn!»
Der Angesprochene räusperte sich. Sein Hals war schon ganz ausgetrocknet. Dann begann er. «Als ich und Frettchen euren Auftrag entgegengenommen haben, wunderte ich mich vor allem über das Warum. Doch als Profi habe ich schon vor langer Zeit gelernt, dass in meinem Gewerbe die Frage nach dem Wieviel um einiges wichtiger ist. Dennoch, habe ich mir Gedanken gemacht. Denn wer sollte ein Motiv dazu haben, dafür in Gold zu bezahlen, dass ein paar arme Bauernkinder von uns zu Waisen gemacht werden und über Tage hinweg heimlich vergiften werden. Nur um dann mit ihnen mordend und brandschatzend durch dieses hübsche Gebirge zu ziehen? Meine erste Vermutung war, dass ihr einfach ein reicher Psychopath seid, der auf solche Spielchen steht. Aber umso besser ich euch und euer Gewäsch über den Herrn der Wahrheit kennengelernt habe, desto mehr ist mir klar geworden, dass ihr ein Motiv besitzt und auch rationale Ziele verfolgt. Euer Herr scheint alles zu tun, um dem Licht zu schaden. Mein nächster Verdacht war, dass ihr einfach diese Region ins Chaos stürzen wollt, um den Willen der Schatten in dieser malerischen Gegend zu verbreiten. Einige Zeit verging und je mehr ich über den Herrn der Wahrheit lernte, desto klarer wurde mir, dass dies ebenfalls unmöglich der Fall sein könne. Denn er erinnerte mich immer mehr an einen notorischen Langweiler. An einen närrischen Buchhalter, der genaustens Buch führt über all seine Ausgaben und Einnahmen. Die Ausgaben für so eine irrelevante Region wären schlichtweg viel zu hoch gewesen.»
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Marcel klatschte vergnügt in die Hände und hätte dabei beinahe den Löffel abgegeben. «Ihr erstaunt mich Oliver. So viel Induktionslogik hätte ich einem Schlagetot gar nicht zugetraut. Die Wahrheit ist, der Herr der Wahrheit hat vor langer Zeit erkannt, die beste Waffe im Krieg gegen das Licht ist ironischerweise der ehrliche Handel, unterstützt hier und da mit einem sanften Schupf in Richtung Schatten.»
«Unterbrecht mich nicht Glatzkopf», brummte Oliver. «Doch dann bin ich euch mehr und mehr auf die Schliche gekommen. Vorgestern habe ich meine These geprüft. Eines der Kinder hat es mühelos vollbracht eine junge Katze mit Hilfe einer fortgeschrittener Lichtbruchtechnik zu heilen. Diese Kinder sind also vermutlich alle erstaunlich begabt. Dann habe ich gestern gesehen, wie dieses Kind versucht hat, mit einem abgetrennten Kopf Fussball zu spielen. Diese traumatischen Erlebnisse kombiniert mit eurem Gift haben irgendetwas in den Seelen dieser Kinder verändert.»
«Ich sagte doch, ab und zu ein sanfter Schupf in die richtige Richtung. In diesem Fall Schupfen wir eben bevor die kommenden Ereignisse eintreten. Diese Kinder werden ihr Leben lang einen irrationalen Drang haben, sich dem Schatten hinzugeben. Um genau zu sein, haben wir bereits vor der Geburt der Kinder einiges in die Wege geleitet. Nur heimlichen Stammbaumanalysen und geschickt eingefädelte Heiraten von meiner Wenigkeit, verdanken diese Kinder ihre hohe Affinität für das Licht.» unterbrach ihn Marcel erneut.
Oliver fuhr unbeeindruckt fort. «Der letzte Punkt, der mich erstaunt hat, war nun nur noch, warum wir mit diesen verdammten Bälgern durch dieses beschissene Gebirge streunen mussten. Doch gerade eben, als ihr so lässig in unser Lager geschlendert seid, ist mir klar geworden, wo das letzte Puzzleteil hingehört. Ihr habt diesen Kampf mit dem Mönch und seine Gefährten vorher absichtlich verloren. Ihr wolltet, dass die Kinder zurück in die Hauptstadt des Triumphirats gebracht werden, um dort eine staatliche Ausbildung zu erhalten. Viele dieser Kinder werden aufgrund ihrer Begabung und weil sie sich an Kriminellen banden wie der unseren rächen wollen, zu vortrefflichen Agenten des guten Fritzchens werden. Bei diesem letzten Punkt frage ich mich, ob es nicht einfacher gewesen wäre, wenn ihr sie einfach selbst unterrichtet hättet Marcel?».
Der Rothaarige verneigte sich graziös. «Zu viel der Ehre liebster Oliver. Ich bin ein schrecklicher Lehrer und die Ausbildung in der Hauptstadt ist die beste auf dem gesamten Kontinent, vielleicht sogar auf der gesamten Welt. Zudem habe ich ja gesagt, dass die Strategie meines Meisters in erster Linie der ehrliche Handel ist. Wir sind keine stinkenden Sonnenpriester, die ihre Anhänger einer Gehirnwäsche unterziehen. Das Gesetzt der Götter besagt, der letzte Schritt eines Individuums zum Schatten muss stets freiwillig und in klarer Absicht geschehen. Doch genug davon. Als Mann von Ehre gebe ich mich geschlagen. Ihr habt diese Wette ehr und redlich gewonnen und müsst euren Löffel zumindest heute nicht abgeben. Hier habt ihr das Gegengift.» mit diesen Worten warf der Kahlkopf dem blutüberströmten Oliver eine kleine Flasche mit einer blauen Flüssigkeit zu.
Oliver entkorkte die Flasche hastig und trank den gesamten Inhalt mit einem Zug. Erleichterung breitete sich in seiner Mimik aus, gefolgt von purem Entsetzen. «Das Zeug wirkt nicht….Ihr verdammter Lügner! Ichweeerdegleichzeigenawasohravohabt». Oliver stapfte taumelnd auf den rothaarigen Glatzkopf zu.
«Ich habe euch doch gesagt, ich bin hier um mich um sämtliche losen Enden zu kümmern. Sprich sämtliche Zeugen zu beseitigen. Obwohl ihr den gesamten Plan kennt, habe ich Wort gehalten. Das Gegenmittel für das Gift, von dem die Kinder betroffen sind, ist euer.» meinte Marcel schmunzelnd.
Oliver brach nun an Ort und Stelle zusammen. Bevor sein Kopf auf dem Boden aufschlug war er bereits tot. Marcel rieb sanftmütig den Suppenlöffel aus Doro Zahn in seiner Hand. Er seufzte laut. Dann beugte er sich runter zum Toten, streichelte liebevoll Olivers Kopf und steckte das wertvolle Kunstwerk in die Jackentasche des Gestorbenen.
«Schade! Wahrlich Schade.» murmelte Marcel und verliess mit geknickter Haltung das Lager.
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