《Sword of Ending [German]》Kapitel 10

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Thasun nahm sein Gepäck von einem Diener entgegen. Er hatte es, als er in der Festung Rukbrick angekommen war, einem der Wachen übergeben. Denn er würde die extra angefertigte Maske benötigen, die ihm der große Meister mitgegeben hatte. Es war unmöglich zu sagen wie die Situation in Sandrei aktuell war. Es war eine Baronie an der Grenze, die oft mit Plünderungen der östlichen Reiterfürsten zu kämpfen hatte.

Der Titel “Lord” wurde dem Baron Thalor Mey für seine außergewöhnlichen Fähigkeiten in der Grenzverteidigung verliehen und war sonst ausgesprochen ungewöhnlich. Meister Iordai’s Auftrag besagte alles zu tun, das in seiner Macht stand um das Nepheniel zu bekommen. Dabei war es ihm egal ob Thasun log, betrug oder stahl. Mit den Konsequenzen konnte Thasun leben. Der Junge war zu wichtig.

Immerhin hatte es seit Jahrhunderten keinen echten Valurén mehr gegeben.

In einem großen Raum unter der Feste befand ich ein großer, runder Kreis auf dem Boden. Er bestand zur gänze aus einem silbrig glänzendem Metall, auf dem etwa einhundert Soldaten Platz gehabt hätten. Es war Verschwendung nur einen Mann mit dem Portal zu schicken, speziell, da es genauso viel Energie verbrauchte. Und da Magier etwas aus längst vergessenen Zeiten waren, konnte es auch niemand aufladen.

Lord Enguràll legte mit einem leicht bedauerndem Gesicht den Hebel am Rand des Raumes um und das Metall find an leicht bläulich zu leuchten. Dann hatte Thasun das Gefühl langsam zu fallen. Die Umgebung veränderte sich drastisch, er sah tausende, verschiedene Farben an ihm vorbeiziehen. Dann endete der Fall mit einer sachten Landung und der Schwertmeister fand sich in einem identischen Raum wieder.

Dieser jedoch befand sich in einer zerfallenen Ruine. Etwa ein drittel der Dachkuppel fehlte und es regnete in den Raum. Offenbar ein Umstand der die Magie nicht behindert hatte. Thasun tastete seinen Körper ab. Es fehlte nichts. Diese Art zu reisen war unglaublich! In so kurzer Zeit so große Distanzen zu überwinden… Gänsehaut lief ihm über den Rücken als er realisierte was gerade passiert war.

Noch immer völlig entgeistert, verließ er diese Halle, die praktisch nur ein rundes Gebäude mit Kuppeldach war. Etwa hundert Meter im Durchmesser, vielleicht etwas mehr. Es musste vor langer Zeit ein schönes Gebäude gewesen sein, doch nun glich es einer Ruine. Thasun wusste, dass man dieses Portal nur sehr selten nutzte, doch es so nachlässig zu behandeln…

Draußen angekommen entdeckte der Schwertmeister eine Wache. Sie lehnte seitlich stehend an der Wand, wo es trocken war, und schlief. Thasun musste grinsen. Niemand würde wissen, dass er hier war. Ob er das zu seinem Vorteil nutzen könnte? Er überlegte kurz. Er war noch nie gut darin gewesen herumschleichen und sich einen Plan auszudenken. Seine Stärken lagen darin direkt auf etwas zuzugehen. Mit Gewalt.

Also tat er was er am Besten konnte. Er trat der Wache mit voller Wucht in den Hintern. Der junge Soldat fiel überrascht nach vorne und landete in einer Pfütze aus Regenwasser. “Argh. Was? Wer bist du?” Thasun trat näher, packte den Kopf des Jungen und drückte ihn erneut in das kalte Wasser. Sekunden später zog er ihn gewaltsam auf die Beine und schrie ihn an wie ein militärischer Ausbilder. “Fühlen wir uns besser Soldat?! Oder schlafen wir noch?!”

Der junge Soldat blickte betreten, bemühte sich sofort stramm zu stehen und salutierte mit einer Faust auf seiner ledernen Rüstung. Der lange Speer und Schild lehnten noch immer vergessen an der Mauer. “Rekrut Reynes, meldet keine besonderen Vorkommnisse im Wachdienst!” Thasun verdrehte die Augen. Ein Tritt gegen die Beine des jungen Soldaten. Ein Griff am Kragen und schon tauchte er sein Gesicht wieder in die Pfütze mit Regenwasser.

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Erneut brachte er ihn auf die Beine. “Keine besonderen Vorkommnisse? Sie sind beim Wachdienst eingeschlafen! Waffen unbeaufsichtigt! Und mit dem Portal bin ich gekommen! Keine besonderen Vorkommnisse? Dass ich nicht lache! Hopp, Laufschritt Marsch! Sie bringen mich jetzt direkt zu ihrem Vorgesetzten!” Der Soldat griff panisch einen Marschsack und seine Waffen und lief eine schlammige Straße hinab.

Thasun musste grinsen. Es machte immer wieder Spaß jungen Rekruten auszubilden. Ihnen Disziplin einzuflößen. Immer wieder trieb er den Soldaten dazu an, schneller oder in gleichmäßigen Rhythmus zu laufen. Das Portal war offenbar doch keine kleine Distanz von der Festung entfernt. Die Landschaft war hier überwiegend bewaldet, doch Thasun konnte teilweise die großen Steppen im Osten ausmachen. Er war sehr nahe an der Grenze.

Die Wälder, die sich dicht über sanfte Hügel zogen waren vermutlich der einzige Grund, warum Zenshin hier noch nicht von den Reiterlords überrannt worden war. Vor etwa einhundertfünfzig Jahren waren zwei kleinere Burgen weiter östlich aufgegeben worden. Die konstanten Angriffe der nomadischen Horden hatten das Land wieder und wieder geplündert, bis ein Leben einfach nicht mehr möglich war.

Doch daran konnte man nichts ändern. Ihnen im offenen Feld in einer Schlacht zu begegnen war als würde man eine Katze gegen ein Wolfsrudel kämpfen lassen. Berittene Bogenschützen die mit ihrer Mobilität jede Armee ausdünnen konnte. Tausende Reiter unter deren gemeinsamen Angriff auf offenem Feld niemand standhalten konnte und die Tatsache, dass sie sich jederzeit zurückziehen konnten um einem schlechten Kampf zu entgehen.

Nach etwa einer halben Stunde kam das große Bollwerk in Sicht, das verantwortlich dafür war die Grenzen Zenshins zu sichern und den Horden aus dem Osten einhalt zu bieten. Und so imposant diese Festung auch war, Thasun fragte sich wie sie all die Schlachten aus den vergangenen Jahrzehnten gewinnen konnten. Die Stadt war auf einem weitläufigen Hügel errichtet der die gesamte Umgebung um etwa fünfzig bis einhundert Meter überragte.

Sechs Wälle sorgten dafür, dass die Bewohner sich in Sicherheit wussten. Doch Thasun wusste wie schnell feindlich Invasoren eine Stadt wie diese zum Gefängnis machen konnten. Zweifellos taten die angrenzenden Wälder ihr Bestes genau das zu verhindern. Ohne weit offene Flächen konnten die Horden aus dem Osten ihre Übermacht nicht gut ausspielen.

Während Thasun, in Begleitung des Wachsoldaten, die Distanz zur Festung mit jedem Schritt verringerte, bemerkte er Veränderungen. Die wenigen Felder, die die Stadt von den dichten Wäldern trennten, waren niedergebrannt worden und tausende Soldaten und gewöhnliche Arbeiter errichteten Barrikaden und hoben Gräben oder Gruben aus. Für einen kleinen Moment hatte Thasun gedacht, jemand würde Sandrei belagern.

Doch offenbar versuchte Lord Thalor Mey nur den Verteidigungsradius zu erweitern. Solche Barrikaden konnten einfach aufgegeben werden nachdem sie einen Vorteil geschaffen hatten. Die Gerüchte von Unruhen an der Grenze waren wohl doch nicht ohne Inhalt gewesen. Bald fand sich der Schwertmeister vor den Toren der Stadt wieder. Er sah sich gründlich um und prägte sich jede Schwäche der Festung ein, über die er entkommen könnte.

Die Anweisung seines Meisters hatte klar gemacht, dass das Verhältnis zum Herrscherhaus Sandrei’s nicht zum Besten stand. Sollten sie das Artefakt nicht herausgeben würde Thasun töten, Geiseln nehmen und stehlen. Thasun hatte zwar noch nicht ganz ausgearbeitet wie er das erreichen könnte… doch das war für ihn nichts neues. Ein Problem beseitigte sich für gewöhnlich von selbst, wenn man ihm lange genug Gewalt antat.

Alles war erreichbar mit dem Einsatz von roher Gewalt. Schloss versperrt den Weg? Gewalt. Wachen? Gewalt. Jemand droht damit Dinge nicht herauszurücken? Folter hat noch niemandem geschadet. Funktionierte das immer noch nicht, musste man lediglich die ganze Stadt niederbrennen und irgendjemand würde sich mit Sicherheit freiwillig melden um zu helfen. Das war zumindest Thasun’s bisherige Erfahrung…

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Doch vorerst würde er sehen ob es auch ohne ging. Ein älterer Soldat teilte verschiedene Bürger in ihre Arbeiten ein und blickte Thasun erst an als er sich räusperte. “Ja?” Der junge Wachsoldat versteifte seine Haltung und hieb sich angespannt auf die Brust. “Herr Lieutenant, Rekrut Nastor meldet sich vom Wachdienst zurück.” Der ranghöhere Soldat beäugte ihn verwirrt. “Welcher Wachposten wurde ihnen zugeteilt?”

Der junge Mann wurde nervöser, je länger die Meldung dauerte. “S-Südliches Kriegsportal. E-ein Mann ist dort angekommen.” Thasun rollte genervt die Augen. “Was er damit sagen will ist, dass er im Dienst geschlafen hat. Unbewaffnet. Noch dazu hat er meine Ankunft nicht bemerkt. Lieutenant, bringen Sie mich zu Lord Thalor Mey. Ich habe eine dringende Botschaft für ihn.”

Der Offizier musterte ihn abschätzend. “Durch das Tor, immer geradeaus. Zugang ist bis zum letzten Tor frei möglich. Boten berichten für gewöhnlich dort an Seledief. Er ist ein Händler der alle Informationen gesammelt an die Herrscher weitergibt.” Dann wandte er sich dem Rekruten zu und zog ihn an einem Ohr Richtung Arbeitsstätte. Offenbar erwartete ihn eine passende Disziplinarmaßnahme.

Thasun hatte oft daran gedacht Soldat zu werden. Es passte zu ihm. Krieg, Gewalt und das Hierarchiesystem reizten ihn. Seufzend passierte er das Tor und machte sich auf den Weg Richtung Burg. Auf dem Weg bekam er erneut einen Eindruck davon, unter wieviel Druck die Stadt offenbar stand. Abgesehen von einigen wenigen Lebensmittel Händlern waren alle Bewohner auf den Straßen und arbeiteten an Pfeilen, Bögen und diversen anderen Hilfsmitteln, die für eine Verteidigung der Stadt nötig waren.

Kohlebecken wurden auf den Wällen positioniert und befüllt. Öl war auf nicht brennenden Feuerstellen bereitgestellt worden. Kinder und Greise übten mit den Bögen. Thasun begann unruhig zu werden. Eine Schlacht und niemand hatte etwas gesagt! Das war noch besser als Streit mit einem Lord anzuzetteln und so viel Gewalt anwenden zu dürfen wie er wollte!

Nach zwanzig Minuten stand Thasun vor einem fetten Händler. Einem wirklich fetten Händler. Ein normaler Mann hätte Thasun dreimal essen können und der Schwertmeister war sich nicht sicher ob es gereicht hätte diesem Mann gleich zu kommen. Er beanspruchte einen kleinen Tisch anstatt eines Stuhles, der extra niedriger gebaut worden war. Vor ihm standen drei Diener die offenbar nur damit beschäftigt waren Dokumente auf einem weiteren, normalen, Tisch zu ordnen.

Thasun erklärte kurzerhand, dass er mit dem Kriegsportal gekommen war um eine dringende Nachricht an Lord Thalor Mey zu überbringen. Sofort wurde er mit zwei Soldaten als Eskorte zur inneren Festung geschickt. Dort wurden ihm vier weitere Wachen zugeteilt, da er sich weigerte seine Waffe abzulegen. Sie eskortieren ihn mit gezogenen Schwertern. Ein Verhalten, dem Thasun zustimmte. Diese Männer waren gut ausgebildet worden.

In er kleineren Version eines Thronsaales angekommen, legte der Schwertmeister seine Waffe vor sich und verharrte in aufrechter Sitzposition. Die Wachen positionierten sich in einer Linie vor zwei Stühlen, die offenbar Lord Thalor Mey und seiner Frau gehörten. Thasun versuchte zu meditieren, doch es dauerte nicht lange bis sich eine Tür öffnete.

“-richtig. Des weiteren haben wir Reiter entsandt um die umliegenden Grafschaften um weitere Hilfe zu bitten.” Ein älterer Mann blickte von seinen Notizen auf und wandte sich Thasun zu. Neben ihm schritt eine elegante, ältere Dame in den Raum. Ihr Gesicht hatte trotz ihres Alters eine gewisse Schönheit.

Ihr Begleiter laß erneut über seine Notizen. “Thasun Torreí, M’Lady. Er kommt mit einer Nachricht. Hm. Es scheint als wäre er über das südliche Portal angekommen. Hmm… Ja.” Die ältere Frau musterte Thasun neugierig. “Bringt ihr gute Neuigkeiten, Herr Torreí?” Thasun verneigte sich tief und korrigierte. “Ich bin kein Bote von Lord Enguràll. Er ist offenbar auch nicht über die aktuelle Situation informiert.”

Sofort fror der Blick der Dame ein. “Was wollt ihr dann? Sprecht.” Thasun richtete sich in seiner Sitzposition auf und nickte. “Der große Meister, Ritto Iordai, sendet mich mit einer Bitte.” Sofort wurde die Mine der alten Frau heller. “Er ist noch am Leben? Es freut mich das zu hören. Ist er wohlauf.” Thasun schüttelte den Kopf. “M’Lady, ich fürchte er ist einem Giftanschlag zum Opfer gefallen. Er ist derzeit in Behandlung und es sieht nicht gut aus.”

Bedrückt verneigte sich Thasun erneut tief. Er hoffte wirklich, dass das Verhältnis zwischen der Fürstin und seinem Meister so gut war wie dieser stets behauptet hatte. Nun würde sich zeigen ob der alte Sack stets nur geprahlt hatte oder wirklich etwas wahres an den Geschichte war. “Oh. Mein Gott… Das ist ja schrecklich.” Sprach die alte Dame mit einer Hand vor dem Mund. “Und er will sich nun mittels Boten von mir verabschieden?”

Thasun zeigte ein besorgtes Gesicht. “Ja und Nein. Sein Wille besagt, wir sollen einen Brief überbringen. Doch da Meister Iordai noch nicht von uns gegangen ist bin ich hier um euch um etwas zu bitten.” Lady Thalor nickte betroffen. “Sprecht.”

“In eurem Besitz befindet sich offenbar ein Nepheniel. Mit diesem Artefakt könnten wir die Vergiftung unseres Meisters heilen…” Der Berater meldete sich zu Wort. “Madame, dieses Artefakt ist viel Gold wert… es einfach so zu verleihen ist…” Doch Lady Thalor wollte nichts davon wissen. “Sendet einen Falken damit. Wenn es ihn retten kann werden wir alles in unser Macht stehende tun es ihm zukommen zu lassen. Und Arletan… Nehmt den stärksten und gesündesten Falken.”

Der Berater verneigte sich. “Er wird noch innerhalb dieser Stunde losfliegen.” Thasun war beeindruckt. Offenbar war etwas an den Geschichten des alten Meisters dran. “Ich stehe in eurer Schuld.” Er verbeugte sich erneut, diesmal so tief er konnte. Ollowyn war gerettet, sofern das Wetter nicht plötzlich umschlug. Nun lag alles in den Händen der Götter.

Doch offenbar war das nicht das Ende der guten Nachrichten. “Meister Torreí. Ich hoffe ihr helft uns bei der kommenden Schlacht. Ich fürchte mein Mann hat seine letzte Schlacht geschlagen. Vor drei Tagen ist er ausgeritten und seitdem haben wir keinerlei Meldung erhalten. Ich erwarte dass die Kórren Lahn in wenigen Tagen hier sein werden um entweder zu plündern oder unsere Stadt niederzubrennen…”

Thasun nickte ernst. “Natürlich stehe ich euch zur Verfügung. Wofür auch immer ihr mich benötigt.” Innerlich konnte er seine Aufregung kaum zurückhalten. Eine Schlacht! Endlich würde er die Fesseln abstreifen dürfen die ihm der große Meister angelegt hatte. Sich in ein Meer von Gegnern zu stürzen und seinen Instinkten freien Lauf zu lassen…

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